Helge Schneider
Angst
Verdammt nochmal, was war das für ein aufregender Tag gewesen. Naja, ich versuchte auf die Uhr zu schauen, doch es gelang mir nicht so richtig, weil es war zu dunkel dazu. Ich begann Schäfchen zu zählen. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier. Ich musste wohl schon eine Weile geschlafen haben, als ich von einem Geräusch geweckt wurde. Da war es wieder, das Geräusch. Ein Pochen an meine Wohnungstür. Wer konnte mich wohl nachts behelligen? Keine Ahnung. Ich versteckte mich unter der Bettdecke und hielt mich am Stahlrohrrahmen fest. Die Tür ging auf. Ich schob die Bettdecke ein Stückchen runter und konnte durch meine geschlossenen Augenwimpern sehen, wer reingekommen war. Natürlich, es konnte niemand anders sein. Er hob sein riesiges Schwert, holte nach hinten aus und mit einer gewaltigen Wucht. Doch da war ich schon aus dem Bett gesprungen und hatte mich in Richtung Kinderzimmer verflüchtigt. Aus dem Nebenzimmer hörte ich einen dumpfen Schlag und das Wort Scheiße. Alles Scheiße. Ich ging zurück zur Tür und lugte nochmal durch die Tür in mein Schlafzimmer rein. Da stand mein Feind über und über mit Scheiße bedeckt. Ich hatte nämlich ganz vergessen, äh, also ich hatte ja ins Bett geschissen. Vor Angst, nicht. Das versteht man ja hier. Und er hat dann mit seinem Schwert voll reingehauen und äh, in den Scheißehaufen, ne, und, ja, und ich denk, naja, jetzt egal und machte einfach hin. Wenn man Angst hat, dann macht man überall hin. Da kann man, äh, nichts dran machen. In den meisten Situationen ist das sehr, kann das sehr peinlich sein, aber da hat mir das sehr geholfen. Ja und äh, ich konnte dann, äh, durch das Kinderzimmerfenster entkommen. Naja, auf jeden Fall war ich dann weg. Geflohen. Ich hoffe, ich langweile sie nicht.