Hannes Wader
Paris 1794
[Strophe 1]
Von Hunger und Not schon zu Tode erschöpft
Hat dennoch das Volk im ganzen Land
Die Fürsten verjagt und den König geköpft
Die Kerker geschleift und die Klöster verbrannt
Die Felder verwüstet, es wächst kein Korn
Dafür wächst die Not und wir würgen anstatt
An einem Stück Brot
Nur an unserem Zorn
Doch die Wut allein macht niemanden satt

[Refrain]
Ja das Leben, der Tod, halten alles im Fluss
So als gäbe es weder Anfang noch Schluss
Und es wechseln die Zeiten, jetzt sind sie schlecht
Wann endet der Schrecken, wann siegt das Recht?

[Strophe 2]
Der Galgenbaum ächzt noch unter der Last
Der Gehenkten, die sich träge im Wind
Um sich selber drehen an ihrem Ast
Der nicht wissen kann, wessen sie schuldig sind
Und manch einer, der kommt um sie hängen zu sehn
Betrachtet die Toten mit neidischem Blick
Denn statt an Hunger zu Grunde zu gehn
Hinge er lieber selber am Strick
[Refrain]
Ja das Leben, der Tod, halten alles im Fluss
So als gäbe es weder Anfang noch Schluss
Und es wechseln die Zeiten, jetzt sind sie schlecht
Wann endet der Schrecken, wann siegt das Recht?

[Strophe 3]
Jetzt haben ganz neue Tyrannen die Macht
Enthaltsamkeit fordernd, kreischen sie schrill
"Tod dem Verräter!" schon bei dem Verdacht
Dass einer nur leben und essen will
Sie selbst essen nicht, saugen den Blutgeruch
Ihrer Schlachtopfer gierig wie Opium ein
Als einzige Nahrung und das ist ihr Fluch
Wie soll Blutdunst allein denn auch sättigend sein?

[Refrain]
Ja das Leben, der Tod, halten alles im Fluss
So als gäbe es weder Anfang noch Schluss
Und es wechseln die Zeiten, jetzt sind sie schlecht
Wann endet der Schrecken, wann siegt das Recht?

[Strophe 4]
Denn längst ist ihr Gedärm schon geschrumpft und verdorrt
Raschelt in ihren Leibern wie welkes Laub
Schleift man sie einst zum Richtplatz und köpft sie dort
Rieselt aus ihren Hälsen statt Blut nichts als Staub
[Refrain]
Ja das Leben, der Tod, halten alles im Fluss
So als gäbe es weder Anfang noch Schluss
Und es wechseln die Zeiten, jetzt sind sie schlecht
Wann endet der Schrecken, wann siegt das Recht?