Reinhard Mey
Bevor ich mit den Wölfen heule
Bevor ich mit den Wölfen heule
Werd' ich lieber harzig, warzig grau
Verwandele ich mich in eine Eule
Oder vielleicht in eine graue Sau
Ich laufe nicht mit dem Rudel
Ich schwimme nicht mit im Strudel
Ich hab' noch nie auf Befehl gebellt
Ich lasse mich nicht verhunzen
Ich will nach Belieben grunzen
Im Alleingang, wie es mir gefällt
Ich will in keinem Haufen
Raufen
Lass' mich mit keinem Verein
Ein

Rechnet nicht mit mir beim Fahnenschwenken
Ganz gleich, welcher Farbe sie auch sei'n
Ich bin noch imstand', allein zu denken
Und verkneif' mir das Parolenschrei'n
Und mir fehlt, um öde Phrasen
Abgedroschen, aufgeblasen
Nachzubeten jede Spur von Lust
Und es passt, was ich mir denke
Auch wenn ich mich sehr beschränke
Nicht auf einen Knopf an meiner Brust
Ich will in keinem Haufen
Raufen
Lass' mich mit keinem Verein
Ein
Bevor ich trommle und im Marschtakt singe
Und blökend mit den Schafen mitmarschier'
Gescheh'n noch viele ungescheh'ne Dinge
Wenn ich mir je gefall' als Herdentier
Und so nehm' ich zur Devise
Keine andere als diese:
Wo schon zwei sind, kann kein Dritter sein!
Ich sing' weiter ad libitum
Ich marschier' verkehrt herum
Und ich lieb' dich weiterhin allein
Ich will in keinem Haufen
Raufen
Lass' mich mit keinem Verein
Ein

Erinnert euch daran, sie waren zwölfe
Den dreizehnten, den haben sie eiskalt
Verraten und verhökert an die Wölfe
Man merke: Im Verein wird keiner alt!
Worum es geht, ist mir schnuppe
Mehr als zwei sind eine Gruppe
Jeder Dritte hat ein andres Ziel
Der nagelt mit Engelsmiene
Beiden einen auf die Schiene
Nein, bei drei'n ist schon einer zuviel
Ich will in keinem Haufen
Raufen
Lass' mich mit keinem Verein
Ein