Reinhard Mey
Im Haus am Meer
Es ist dunkel im Raum und so lang ist die Nacht
Die Allee vor dem Haus ausgestorben und still
Nur die Drei-Uhr-Dämonen halten die Wacht
Und kein Zauberspruch, der helfen will
Wenn der Nachtkrapp hervorkommt, verlässlich wie immer
Ein flackerndes Blaulicht huscht durch das Zimmer
Sirenen ertönen von weitem her
Ich hab Sehnsucht nach ihr im Haus am Meer
Ich werde am weit offenen Fenster stehn
Ich höre das Raunen der Pappeln im Wind
Kann das warme Licht im Fenster der Nachbarn sehn
Da ist Brot auf dem Tisch, da ist Wein und da sind Brombeeren in der Emailleschüssel
Komm Dame Fortune, komm gib mir den Schlüssel
Zu all meinen Schätzen nur einmal noch her
Lass mich heut Nacht bei ihr sein im Haus am Meer
Es ist dunkel im Raum und die Nacht ist so lang
Die Zeit fließt so zäh und vergeht doch so schnell
Vielleicht führt der enge, verschlungene Gang
In die Dünen, überm Kliff wird es schon hell
Da ist Freiheit und Weite, da ist ein Leuchtfeuer
Das Zuversicht strahlt, und da ist ein neuer
Tag. Nur einen Tag noch, ich verlange nicht mehr
Ich werd' heut’ bei ihr sein im Haus am Meer