Julia Engelmann
An Einen Verlorenen Freund
Du meinst es nicht mehr gut mit mir.
Du bist nicht mehr vertraut.
Ich weiß es, das Gefühl sitzt hier recht tief in meinem Bauch.
Du meldest dich seit Tagen nicht.
Du bist nicht interessiert.
Und unterdessen frage ich mich "Wie ist uns das passiert?".
Du ziehst dich Stück für Stück zurück und ich zieh hinterher.
Ich überspiel, was komisch ist, zum Ausgleich immer mehr.
Dabei bist du im Kopf schon weg und ich renn vor die Wand.
Und halte trotzdem an uns fest so wie an losem Sand.
Du bist in einer anderen Stadt drum hier nicht mehr so oft.
Seit du die neuen Freund hast und deinen neuen Job, bist du wie abgetaucht.
Mir scheint, dass du mich nicht mehr brauchst.

In ein paar Dinge wächst man rein aus anderen wächst man raus.
Ohne dich bin ich allein. Vielleicht bist du es auch.
In ein paar Dinge wächst man rein aus anderen wächst man raus.

Du meinst es nicht mehr gut mit mir.
Vielleicht bilde ich mir das ein.
Weil ich zu dir Bezug verlier, ist es leicht gekränkt zu sein.
Auch ich hab neue Freunde jetzt, die ich noch öfter seh.
Doch wenn zerbricht, was man so schätzt, dann tuts trotz Freunden weh.
Sehen wir uns einmal pro Jahr und reden kurz vom Glück, dann jubelt meine Hoffnung "Da!" die Freundschaft ist zurück.
Dann stimm ich unsere Lieder an, weil du sonst nichts erzählst.
Und merke so trotz Widerstand, dass du mir manchmal fehlst.
Lass uns ganz bald treffen, meinst du. Ich sag "unbedingt".
Morgen ist es vergessen, weißt du. Ich finde es nicht mehr schlimm.
Hab mich gewöhnt, lang nicht beklagt, auch lang nicht mehr geweint. Denn nur weil einer etwas sagst, ist es längst nicht so gemeint.
Was ich nicht gerne am Leben mag, ist nichts ist wie es scheint.
Und nur weil einer etwas sagt, ist es längst nicht so gemeint.
Du meinst es nicht mehr gut mit mir.
Du bist mir einfach fremd.
Alles, ja, das waren wir was man wohl Freunde nennt.
Kein Tag hab ich von dir verpasst. Ein Jahr ist es jetzt bald.
Kein Blatt hat zwischen uns gepasst.
Jetzt passt ein ganzer Wald.
Ich schick dir nie Geburtstagspost. Wie läuft das mit der Schuld?
Auch du, du schreibst mir nicht mehr oft. Wem fehlt hier die Geduld?
Sag, bin ich ein schlechter Mensch?
Sag, wer von uns ist gut?
Der andere bin ich, wenn du denkst. Und ich denk, das bist du.

Ich ruf dich manchmal aus Reflex, wenn etwas ist, fast an.
Doch leg das Handy wieder weg. Ich weiß, du gehst nicht ran.
Stattdessen also sitz ich hier und schreib dir ein Gedicht.
Wenn du das hörst, dann sag ich dir, ich denke gerade an dich.
Du und ich war mal ein wir und jetzt sind wir es nicht.
Wenn du das hörst, dann sag ich dir, ich denke gerade an dich.