Julia Engelmann
Kirschblütenblühn
Ist mir mal wieder der Winter zu lang,
dann bemühe ich mich wie der Frühling zu fühlen.
Noch ist es kahl, aber denk immer dran,
dass schon bald überall wieder Kirschblüten blühen.

Ich geh ein paar Schritte in brütender Hitze.
Ich glühe als wär ich die Wüste von innen.
Dich zu vermissen schmilzt wie Eis in der Schüssel.
Befreiend 'ne Weile nicht zweifeln zu müssen.
Es ist hell, mir ist warm, aber niemand wirft Schatten.
Fast als wäre es nicht wahr, wie viel Krisen wir hatten.
Ich weiß, wer ich bin. Ich bin glücklich und lache.
Ich scheine wohl grad alles richtig zu machen.

Ich singe, da wo ich sein will, ist da wo ich bin.
Von allein auf dem richtigen Weg führt jeder Schritt
mich irgendwo hin ich auch geh, es wird alles ok.

Es fallen Blätter von der Decke. Es ist herbstliches Wetter.
Jedes Ende will man immer gern verlängern.
Auch ich habe wieder nicht gemerkt,
wie die Welt sich verändert
und Kalenderlaub fällt von den Wänden auf mich.
Es wird, gelb, rot, orange und Eins mit der Erde.
Knistern übermalt Großstadtlärm,
dabei wollte ich doch noch so vieles werden
und jetzt heißt es wieder mal Loslassen lernen.
Ich singe, da wo ich sein will, ist da wo ich bin.
Von allein auf dem richtigen Weg führt jeder Schritt
mich irgendwo hin. Ja, und alles wird wieder ok.

Was ich war, was ich tat. Ich hab alles verloren.
Ist am Boden zerstört und im See eingefroren.
Alles ist grau und genau wie zuvor
und ein Chor singt mir "momento mori" ins Ohr.
Dann fällt Schnee in meinem Zimmer
und irgendwas bekümmert mich.
Vielleicht, dass ich mir wünsche,
dass wir zwei noch einmal Kinder sind.
Ich sehe zwar kein Licht, aber irgendwie erinnert ich,
dass auch wenn er noch so finster, dieser Winter nicht für immer ist.

Ich singe, da wo ich sein will, ist da wo ich bin.
Von allein auf dem richtigen Weg führt jeder Schritt
mich irgendwo hin. Ja, und alles wird wieder ok.

Es wird wärmer und heller und leichter zu lieben.
Und diese Seite ist grüner als drüben.
Ich erkenne alles wieder, zuerst mich, dann die Wiesen.
Oh, wie hab ich sie vermisst, diese Frühlingsgefühle.
Und überall um mich sind fröhliche Menschen.
Wieso war ich jemals so einsam?
Ich nehme mir vor, ab jetzt nie zugvergessen,
wie es war als mir niemals zu kalt war.
Ist mir mal wieder der Winter zu lang,
dann bemühe ich mich wie der Frühling zu fühlen.
Noch ist es kahl, aber denk immer dran,
dass schon bald überall wieder Kirschblüten blühen.

In gewisser Weise geh ich in inneren Kreisen
und komme immer an den gleichen Themen vorbei.
Und je höher ich steige, umso größer die Kreise
und desto leichter die einzelnen Wege mit fallen.
Ich brauche nichts sein, weil ich immer was werde.
Ich mache nichts falsch, weil ich immer was lerne.
Ich lasse mich fallen mit dem Wind je nach Stärke.
Und drehe mich innerlich mit mit der Erde.
Und alles geht wieder zu Ende.
Und auch wenn der Anfang jetzt neu ist,
ist mir als ob ich ihn kenne .Als wären wir zwei alte Freunde.
Ich gehe zwei Schritte vor und einen zurück,
aber irgendwie gehts immer weiter.
Ich lasse irgendwas los.
Nehme irgendwas mit, weil alles genau seine Zeit hat.

Ich singe, da wo ich sein will, ist da wo ich bin.
Von allein auf dem richtigen Weg führt jeder Schritt
mich irgendwo hin. Ja, und alles ist wieder ok.

Ist dir mal wieder der Winter zu lang.
Vielleicht schaffst du es, wie der Frühling zu fühlen.
Ich weiß, noch ist es kahl, aber denk immer dran,
dass schon bald überall wieder Kirschblüten blühen.