Julia Engelmann
Wir kommen allein, und wir gehen allein
Dein Griff war auch so fest wie dein Blick
und dein Mund genau so weich wie dein Bett.
Ja, hätt ich es geahnt, dieses nichts:
Ich hätt nicht noch auf 'nen Kaffee verlängert!

Waren gute Freunde noch ein Paar,
sondern irgendwas bescheuert dazwischen.
Gerne würd ich nicht bereuen, wie es war,
gerne würd ich nicht bereuen, dich zu küssen.

Ich verstehe: Es gibt für nichts Garantie.
Ich verstehe auch: Das Leben ist flüchtig!
Manchmal klappt alles sofort, manchmal nie.
Warum nur warst du mir so wichtig?

Und ich versteh auch: Du bist frei!
Und ich hab nicht in der Hand, was du jetzt machst.
Und so geht es einmal wieder vorbei,
"für immer" wird in "zu Ende" geändert.

Aus "wir" wird "ich".
Aus "für uns" wird "für mich".

Und ich singe:
Wir kommen allein, und wir gehen allein,
und dazwischen ist jede Begegnung vielleicht
ein Geschenk, das zu öffnen sich lohnt.
Lass es los, es ist bloß ein Moment,
der vergeht, weil nichts bleibt.
Und alles, was ich schreiben will, bezweifle ich,
weil mir alles, was ich halten will, entgleiten wird.
Und alles, was ich wissen kann, das weiß ich nicht,
weil alles das, was ich für schön geglaubt, gescheitert ist.

Alles, was du zu mir sagst, ist viel, doch ändert nichts,
weil ja dein Rat und mein Gefühl so wie zwei Länder sind.
Alles, was du mich so fragst, zeigt mir, du kennst mich nicht,
weil du, egal, wie viel du denkst, ja nie so denkst wie ich.

Glaubst du, dass ich jetzt verbittert bin? Ich glaub es nicht!
Ist doch normal, auch wenn's nicht Winter ist,
sich mal grau zu fühlen.
Ich glaube, dass "jeder ist allein" mir bei der Draufsicht hilft
und dass die Wahrheit mich befreit,
auch wenn sie traurig ist.

Und alles, was ich die gegeben hab, das bleibt bei mir,
ich hab das alles nicht verloren, hab's nur geteilt mit dir.
Und nichts von dem, was jetzt passiert,
wird wieder sein wie wir,
und jedes alte schöne Wort von dir behalte ich hier.

Und ich singe:
Wir kommen allein, und wir gehen allein,
und dazwischen ist jede Begegnung vielleicht
ein Geschenk, das zu öffnen sich lohnt.
Lass es los, es ist bloß ein Moment,
der vergeht und nichts bleibt.
Ja, wir kommen allein, und wir gehen allein,
und dazwischen ist jede Verliebtheit vielleicht
ein Vergessen, das vor Echtheit verschont.
Lass sie los, sie ist bloß ein Kontakt,
der verweht, und nicht dein.

Wir kommen allein, und wir gehen allein,
und dazwischen ist jedes Stück Nähe vielleicht
eine Chance, sich nicht einsam zu fühlen.
Lass sie los, sie ist bloß Illusion,
die vergeht, wie du weißt.

Wir kommen allein, und wir gehen allein,
und dazwischen sind all die Gespräche vielleicht
ein Versuch, der sich irgendwie lohnt.
Lass ihn los, es ist bloß ein Moment,
den du lebst, und nichts bleibt.