Julia Engelmann
Sommerwind
Sommerwind weht durch mein Fenster, und ich
trommele mit meinen Händen auf den Tisch.
Sonntag ist heilig, wenn gerade das Licht
auf 'nem Dach hängt, mit Menschen, die lächeln
wie ich.

Dann leb ich, wie ich immer wollte, im Jetzt,
das Life in Work-Life-Balance endlich präsent,
die Wurzeln verwurzelt, die Segel gesetzt,
so schwebe ich gemächlich zum nächsten
Moment.

Wellengang schaukelt das Boot, als es schwimmt,
Kerzen an, kau auf meinem Brot, und wir singen,
ellenlang Eis und Merlot, und es stimmt:
Wer mutig versucht, der wird froh
wie ein Kind.

Ich wollt dir nur sagen: Das Leben ist schön!
Wie ein Bruckner-Konzert und ein Bild von Monet!
Du fühlst dich flussabwärts, ich kann dich verstehen,
du bist traurig, das glaub ich,
doch das wird vergehen.

Denn hinter dir liegt kein vergeudetes Jahr,
du hast gelernt, bist gereist, neue Freunde sind da.
Ist doch eindeutig, was all das bedeutet, und zwar:
Was du reingibst, bekommst du zurück,
jeden Tag.
Ich will heute glauben, dass wir gleich und besonders sind.
Ich meine, schau doch mal, wie weit wir gekommen sind.
Ich will heute glauben, dass wir eins mit der Sonne sind.
Und alles Schwere wird so leicht
wie der Sommerwind.