Julia Engelmann
Foxtrott!
Verklag mich, aber es ist mir wirklich egal, was wir tun,
es wird eh immer gut,
ich geh eh immer zu
glücklich nach Hause,
vor meinen Augen
immer noch tausendmal
"ich und du".

Irr ich? Oder rennt die Zeit schneller, wenn wir uns sehen?
Ich will nie wieder gehen,
ich kann nie widerstehen,
wenn ich träume -
wir sind Freunde,
immer Freunde,
ich versteh.

"Was machst du?" - "Grad nichts." - "Ja, ich auch."
Und du sagst: "Ich komm rum!
Lass mal raus, wir sind jung." -
"Ich muss früh raus."- "Na und?!
Ist doch egal,
man lebt nur einmal!"
Wir betreten den Saal,
keiner schaut hier auf uns.

Wir trinken 'nen Milkshake und viel zu viel Eis,
die Sahne ist weich,
der Boden schwarz-weiß
wie in 'nem Diner.
Die Jukebox steht einsam,
drei Münzen für ein
I Believe I Can Fly.
Wir teilen ein paar Nachos...
"Hey, schau mir nicht auf den Mund!"
"Wieso nicht? Das ist Kunst."
"Ist es nicht! Dreh dich um!"
Da fällt ein Plakat
hinter der Bar
wie ein Herbstblatt im Park
und segelt zu Grund.

Auch komische Sweatshirts trägst du elegant.
"Komm, ich zeig dir 'nen Tanz!"
"Was, wenn ich das nicht kann?"
"Doch, kannst du, steh auf!"
"Aber lach mich nicht aus!"
"Ach was, mach ich nicht, schau!"
Und dann fangen wir an.

Der Lamettavorhang leuchtet lavendel,
Diskokugekpunkte auf unseren Händen.
Bekritzelte Wände, wir witzeln und däncen,
ich denke so Sätze wie: "Bitte kein Ende!"

Ich fühl, wie der Beat aus der Box klopft,
zu jedem Lied wippt mein Topknot.
Sie spielen die Beatsteaks, die Beatles, Khalid,
Jennifer Rostock, und wir tanzen Foxtrott!
Der Lamettavorhang leuchtet jetzt lila.
Du sagst: "Schönes Blau!", und ich sag: "Das ist Flieder!"
Der Barkeeper schaut zu uns rüber, wie früher,
als wär er der Lehrer und wir seine Schüler.

Ich fühl wie der Beat aus der Box klopft,
Benjamin singt von London.
Mein Topknot löst sich von meinem Kopf,
doch wir sind gelassen! Wir tanzen Foxtrott!

Verklag mich, aber es ist mir wirklich egal, was wir tun,
es wird eh immer gut,
ich geh eh immer zu
glücklich nach Hause,
vor meinen Augen
immer noch tausendmal
"ich und du".

The End.
Irgendwann gehen alle Leute heim.
Ich denk:
Kann es immer so wie heute sein?
Und ich stell mir vor, wie ich sage:
"Ich will nicht mit dir befreundet sein."
Noch mal: "Ich will nicht mit dir befreundet sein."
"Was?" - Ich will nicht nur mit dir befreundet sein."
Du fragst:" Warum?"
Ich sag: "Egal."
Und: "Misch dich nicht in meine Träume ein!"