Friedrich Nietzsche
Ungewitter
Auf hohen Burgeszinnen
Der alte König stand
Und überschaute düster
Das düster umwölkte Land
Es zog das Ungewitter
Mit Sturmesgewalt herauf
Er stützte seine Rechte
Auf seines Schwertes Knauf
Die Linke, der entsunken
Das gold'ne Zepter schon
Hielt noch auf der finstern Stirne
Die schwere goldne Kron'
Da zog ihn seine Buhle
Leis' an des Mantels Saum:
Du hast mich einst geliebet
Du liebst mich wohl noch kaum?
Was Lieb' und Lust und Minne?
Laß ab, du süße Gestalt!
Das Ungewitter ziehet
Herauf mit Sturmesgewalt
Ich bin auf Burgeszinnen
Nicht König mit Schwert und Kron'
Ich bin der empörten Zeiten
Unmächtiger, bangender Sohn
Was Lieb' und Lust und Minne?
Laß ab, du süße Gestalt!
Das Ungewitter ziehet
Herauf mit Sturmesgewalt