Your Old Droog
Mixtape des Monats, Episode 3: Your Old Droog – Kinison EP
Erinnert sich noch jemand an die Grammys? Natürlich nicht, aber vielleicht erinnert sich noch jemand an die Diskussion, die (mal wieder) Kanye West ausgelöst hatte und die anschließend auf Twitter und anderen sozialen Netzwerken leidenschaftlich weitergeführt wurde: Hat nun Beck oder doch Beyoncé den Grammy für das beste Album verdient? Und kann man Beyoncé überhaupt als Künstlerin bezeichnen, obwohl sie kein Instrument spielt und 24 Songwriter an ihrem Album mitgewirkt haben? Vor allem die zweite Frage ist natürlich nicht nur furchtbar dämlich, sondern leider auch nicht wirklich neu. In die gleiche Kerbe schlägt schon Sam Kinison mit seinem Bühnenprogramm „Family Entertainment Hour“ 1991, in dem er gegen Rapper wettert, die kein Instrument beherrschen, sich ständig nur an den Sack fassen, sonst aber nichts Nennenswertes zustande bringen. Die einzig wahre Musik ist natürlich Rock, denn: „I like music that just kicks you in the fucking face!“

Ärgerlich für Sam Kinison, dass mit der Kinison EP nun ein Rap-Tape erschienen ist, das nicht nur seinen Namen klaut, sondern auch noch seine Tiraden gegen Rap als Intro verwendet. Immerhin dreht sich bei Your Old Droogs inhaltlich alles um Rock, zum Glück aber nicht auf dem Dünnbrettbohrer-Niveau des Komikers. Denn im Gegensatz zu Kinison kennt sich der New Yorker MC offensichtlich bestens mit dem Genre aus, über das er spricht – das zeigt schon das Captain-Beefheart-Sample aus Well im Opener Blood. Auch im nächsten Song Porno For Pyros werden nicht nur Incubus- und Papa-Roach-Fans (Sorry, Sören!) gedisst, sondern auch zahllose Anspielungen an Bands oder Rockikonen versteckt: Stick safety pins in your face like you punk rock
The kid vicious like Sid
Dukin’ your hot mom ’til my johnny get rotten seed on rotten.com
Only bustin’ these sex pistols from now on
Anarchy in BK, that’s all we play
I’m sittin’, thinkin’ in the dark
Hit my boo up like, “When we linkin’ in the park?Bei Songs wie Sonic Youth oder Rage Against The Machine steckt die Rock-Referenz schon direkt im Titel, wobei sich ersterer mit Rock als Jungbrunnen und mit zeitlosen Klassikern beschäftigt, letzterer dagegen die persönliche Geschichte von Your Old Droogs erstem Kontakt mit dem Debüt der Crossoverband um Zack De La Rocha und seiner Enttäuschung über die späteren Alben der Band erzählt.

Um noch einmal Sam Kinisons Ausdrucksweise aufzugreifen: Your Old Droog tritt dem Hörer tatsächlich nicht ins Gesicht. Nur im hektischen Freeway Fire spittet der MC in höchster Geschwindigkeit, sonst lebt er vor allem von seinem angenehmen Flow, seinen kreativen Wortspielen und seiner tiefen Stimme, die an Ka, MF Doom oder den jungen Nas erinnert. Die Instrumentals dazu sind stets geschmackssicher gewählt, wenn auch wenig innovativ.

PS: Wie oft sich Your Old Droog während der Aufnahmen an den Sack gegriffen hat, ist leider nicht überliefert.