Matthias Reim
Schwanenkönig
Es neigte ein Schwanenkönig
Seinen Hals auf das Wasser hinab
Sein Gefieder war weiß wie am ersten Tag
Rein wie Sirenenton
Und im Glitzern der Morgensonne
Sieht er in den Spiegel der Wellen hinein
Und mit brechenden Augen weiß er
Das wird sein Abschied sein
Wenn ein Schwan singt, schweigen die Tiere
Wenn ein Schwan singt, lauschen die Tiere
Und sie raunen sich leise zu, raunen sich leise zu
Es ist ein Schwanenkönig, der in Liebe stirbt
Und es begann der Schwanenkönig
Zu singen sein erstes Lied
Unter der Trauerweide
Wo er sein Leben gelebt
Und er singt in den schönsten Tönen
Die man je auf Erden gehört
Von der Schönheit dieser Erde
Die ihn unsterblich betört
Wenn ein Schwan singt, schweigen die Tiere
Wenn ein Schwan singt, lauschen die Tiere
Und sie raunen sich leise zu, raunen sich leise zu
Es ist ein Schwanenkönig, der in Liebe stirbt
Und es singt der Schwanenkönig
Seinen ganzen letzten Tag
Bis sich die Abendsonne
Still ins Dunkelrot flieht
Lautlos die Trauerweide
Senkt ihre Blätter wie Lanzen hinab
Leiser und leiser die Töne
Bis das letzte Licht im Gesang verglüht
Wenn ein Schwan singt, lauschen die Tiere
Wenn ein Schwan singt, schweigen die Tiere
Und sie neigen sich tief hinab, raunen sich leise zu
Es ist ein Schwanenkönig, der in Liebe stirbt