Friedrich Schiller
Sehnsucht, D. 636
Ach, aus dieses Thales Gründen
Die der kalte Nebel drückt
Könnt' ich doch den Ausweg finden
Ach, wie fühlt' ich mich beglückt!
Dort erblick' ich schöne Hügel
Ewig jung und ewig grün!
Hätt' ich Schwingen, hätt' ich Flügel
Nach den Hügeln zög ich hin

Harmonieen hör' ich klingen
Töne süßer Himmelsruh
Und die leichten Winde bringen
Mir der Düfte Balsam zu
Gold'ne Früchte seh ich glühen
Winkend zwischen dunkelm Laub
Und die Blumen, die dort blühen
Werden keines Winters Raub

O wie schön muß sich's ergehen
Dort im ew'gen Sonnenschein
Und die Luft auf jenen Höhen
O wie labend muß sie seyn!
Doch mir wehrt des Stromes Toben
Der ergrimmt dazwischen braußt
Seine Wellen sind gehoben
Daß die Seele mir ergraußt
Einen Nachen seh ich schwanken
Aber ach! der Fährmann fehlt
Frisch hinein und ohne Wanken
Seine Segel sind beseelt
Du mußt glauben, du mußt wagen
Denn die Götter leihn kein Pfand
Nur ein Wunder kann dich tragen
In das schöne Wunderland