Georg Kreisler
Die Gattin
Morgens – dich
Abends – dich
Immerzu - dich
Dein Lächeln, deine Güte
Frühstück – dich
Zeitung – dich
Nie ohne dich
Auch Schlaf nicht - Gott behüte!
Rosen im Arsche
Stets auf dem Marsche
Treu und ergeben wachst du über mich –
Hier steht mein Teller
Bäuchlein wächst noch schneller
Gute Frau
Wohin ich schau'
Seh' ich – dich
Nichts als – dich
Klug und mit Fleiß bei Bett und Bier und Bade
Demütig zärtlich blicke ich dir zu –
Müde bin ich nicht, aber trotzdem hab' ich Ruh'

Draußen ist Flitter
Ein kleines Gewitter
Und irgendwo schreit man: "Zum Teufel hinein!"
Liebende huschen
Durch Nischen und Duschen
Und zittern vor Aufregung, glücklich zu sein

Draußen gibt's Flimmer
Das Leben wird grimmer
Das Leben ist Kampf und die Liebe ist kurz
Sandige Küste
Und wehende Brüste
Und sengende Sonne und flammender Sturz

Soll ich es wagen
Den Löwen zu jagen
Das Haus zu verbrennen und hinter mir Staub?
Soll ich was brüllen?
Den Erzbischof killen?
Soll ich mich verbeißen in das, was ich glaub'?

Schlagt das Gelichter
In aller Gesichter
Ich bin der Größte, der Höchste, der Gott!
Ich bin der Feinste
Doch auch der Gemeinste
Ich mach', was ich will, und ich mach' es zu Schrott!
Für Gefahr bin ich immer zu haben
Ohne Risiko hätte das Leben doch gar keinen Sinn!
Uns're Zukunft macht Spaß
Und ich seh' auch schon was
Denn ich seh' – wisst ihr, was?

Ich seh' – dich
Wieder – dich
Dich und den Topf
Das Staubtuch und den Besen
Rund um dich
Gibt's nur – dich
Heiligenbild, verziert mit Mayonnaisen
Weihnachtsgeschenke
Edle Getränke
Hähnchen am Grill und Pudelchen im Bett –
Muttertagsblümchen
Malzkaffee mit Krümchen
Fromm und schlicht
Engelsgesicht
Grüß ich – dich
Ewig – dich
Dich und dein Werk, zu dem auch ich gehöre
Sehnsüchtig sabbernd sage ich dir Dank
Leben lässt sich's schön, aber leider auch zu lang
Heimlich vergaß man, wo die Zeit verblieb
Gut, dass wir gesund sind! –
Ja, ich hab dich lieb . .