Rainhard Fendrich
Frühflug
Vom Himmel fällt ein leichter Niesel
Der Kopf ist schwer, der Magen flau
Es wartet ein Mercedes-Diesel
Ich muss zu einer Fernsehschau
Es ist noch ziemlich früh am Tage
Mein Flug geht Punkt sieben Uhr zehn
Und ich bin noch nicht in der Lage
Aus meinen Augen klar zu seh´n
Die Hostessen lächeln freundlich
Auch ihre Nacht war nicht sehr lang
Nur meine Müdigkeit ist feindlich
– ich stolpere am Mittelgang
Die Hand ist schwach und greift ins leere
Mein Wunsch nach Halt wird riesengroß
Bevor ich noch das kreischen höre
Sitze ich auf einem Nonnenschoß
Rasch hab´ ich meinen Platz gefunden
Und mich an diesem festgeschnallt
Die Peinlichkeit ist überwunden
Und die Maschine startet bald
Da seh´ ich aus dem Augenwinkel
- mir bleibt doch wirklich nichts erspart
Wie ein besonders feiner Pinkel
Gespannt zu mir herüberstarrt
Ich spürte, dass er Kavalier war
Sehr gut betucht ein Mann von Welt
Und als er plötzlich neben mir war
Roch es verdammt nach Lagerfeld
Jetzt gibt es für mich kein Entrinnen
Weil Zufall keine Gnade kennt
Der nette Herr ist wie von Sinnen
Dass ich allein und prominent
Ich habe Sie schon oft gesehen
– startet er den Versuchsballon
Auch meine Frau muss ich gestehen
Hätte sie gern als Schwiegersohn
Ich habe zwei sehr hübsche Töchter
Die jüngere verehrt sie heiß
Kurz rum ein nettes Foto möcht´ er
Mit Autogramm als Gunstbeweis
Wir stoßen durch die Wolkendecke
Die Sonne strahlt, das Auge tränt
Ich lehne hilflos in der Ecke
Wo sich mein Hirn nach Ruhe sehnt
Stumm sitz´ ich da und grinse süßlich
Damit man gutes von mir hält
Mein Nebenan erzählt mir schließlich
– so hab´ ich sie mir vorgestellt
Das Flugzeug nähert sich dem Hafen
Er sagt es war mir ein Genuss
Dass wir uns hier durch Zufall trafen
Viel Glück noch Herr Cornelius