Rainhard Fendrich
Der General
Es gibt ja heute fast kein Konzert mehr ohne Lasershow.
Is leider hier herinnen verboten, ma darf nedamoi Feuerzeuge anzünden.
Wir wollten trotzdem nicht darauf verzichten. I würd' gern was vorlesen:

Wir sind zwar ein kleines Land, spreche von Österreich, haben auch ein Heer – ein kleines, aber (uff) und wie jeder halbwegs gerade gewachsene, österreichische, männliche Staatsbürger habe auch ich mein Land verteidigt. Wusste zwar damals nicht ganz genau gegen wen, heute weiß ich, dass unsere Feinde eher innerhalb der Grenze zu suchen sind.

Ich hatte das große Glück, einen Großteil meiner Militärzeit als Fahrer eines Sternegenerals zu verbringen, wir nannten ihn liebevoll „Goldfasan“, wie viel Sterne er genau gehabt hat, weiß ich nicht mehr, nur die Flasche Weinbrand auf seinem Schreibtisch hatte glaub ich noch mehr.

An einem lauschigen Maienmorgen war es so weit, ich durfte in das Nervenzentrum österreichischer Landesverteidigung in das Walhalla jedes Wehrmanns, in das Armeekommando Wien - Hütteldorf Vordringen, um meinen Dienst anzutreten. Bin dort ganz nervös am Gang auf und ab gegangen, vor der Türe des Herrn General. Hab dann all meinen Mut zusammengenommen. Hab' an derselben geklopft (Herein!)

Vorsichtig diese Tür geöffnet, hinter mir natürlich wieder zu. Nach dem ich fünf Minuten habt acht gestanden bin, hat mich der Herr General bemerkt mit den Worten: „Ah, sie sind der Neue, soso. Kommens herein, nehmen's platz, machen's die Tür zu. Sie sind also Fähnrich?“ „Nein, mit Verlaub Herr General, ich heiße nur so und nicht einmal dass, viel mehr ich klinge nur so, mein Name ist FENDRICH (Friedrich, Emil, Nordpol, Dora, Richard, Ida, Cesar, Heinrich).“ – „Sie hassn nur so und san gar nix?, das fängt scho wieder gut an, na lassns ihnen anschaun, stehn´s auf – naja, Rambo sans keiner!“ „Mit Verlaub Herr General, versuche höflichst bemerken zu dürfen, ich habe eine 4-wöchige Nahkampfausbildung hinter mir!“ – „Jaja, is scho gut, is scho gut – i brauch an Chauffeur und kan Stuntman! Spielen sie Bridge?“ – „Leider nicht, Herr General.“ – „Was heißt leider nicht?“ – „Das heißt, dass ich leider nicht Bridge spiele.“ – „Sie können nicht Bridge spielen?, wie sind sie dann bis zu mir vor gedrungen?“ – „Canastern könnt´ ich ein wenig.“ – Jetzt habens owa a Glück gehabt, hörns, gerade mir sind strategische Spiele wichtig, für die Charakterbildung, also passen´s auf, bei mir hat man ein schönes Leben, wenn man drei Dinge einhaltet: Disziplin, Disziplin, Disziplin. –

Ich glaube, wir haben uns verstanden, also Morgen punkt sieben Uhr, vor meinem Haus.“ – „Jawohl, Herr General!“ – „Und sagens nicht immer jawohl, Herr General, sind sie nicht so förmlich – sagens einfach ja, Herr General. Also Morgen um punkt sieben Uhr – mit kürzeren Haaren und längerer Hose, sie haben dabei alle Tageszeitungen, und dann sind sie bitte noch so fesch und hüpfen sie mir auf Weg eine in an Konfiserieladen und bringens ma mit a Diabetes von Suchard. – Oder bringens ma lieber glei zwa, weu eine frisst eh immer da Minister z´samm.

Am Feldherrenhügel – im Gespräch mit einem erläutertem Unteroffizier, während eines halbwegs großen Herbstmanövers. Der Herr General verließ den Wagen mit den Worten: „Na, da ist es owa frisch heroben, aber ma hat einen herrlichen Blick über das Alpenvorland.“ „Vortrefflich beobachtet, Herr General – genau aus diesem Grund haben wir diesen Standort gewählt, weil man von hier einen quasi Gesamtüberblick über das Operationsgebiet hat.“ „Ich liebe das Alpenvorland, besonders der Herbst ist so schön um diese Jahreszeit, owa ma sieht überhaupt nichts von die Truppen!“ „Getarnt, Herr General, alles getarnt – Unternehmen Robin Hood, Sie verstehen.“ „Ah, des is g´scheit!, jo owa wissen tät i scho gonz gern, wo sie stecken meine Buben!“

„Herr General, Sie sehen vielleicht links diese drei Haselnussstauden – das sind drei Schützenpanzer, der Komposthaufen unmittelbar daneben birgt eine Fliegerabwehrkanone in sich, um die einzige Brücke über den bereits seit den frühen Morgenstunden vermieden Kulmerbach zu verteidigen, es handelt sich um die rote Partei, die Blauen befinden sich seit 3 Tagen in jenem Maisfeld, das sie rechts oben sehen um auf Befehl des General mit Infanteriepionieren und Luftunterstützung versuchen werden die Brückenblockade zu durchbrechen, um die Metropole Semmelkirchen in ihre Gewalt zu bringen.“

„Na bravo, und warum woll´ ma des?“ „Weil sich im Kaufhaus der Ortschaft ein Munitionsdepot befindet und in der Sparkasse das gegnerische Hauptquartier – wir warten eigentlich nur noch auf ihre Befehle!“ „Na, bumm – des wird owa laut werden, was?“ „Das ist anzunehmen, Herr General, aber das is amal so im Krieg, dazu kommt noch, dass wir einige Übungen mit scharfer Munition durchführen werden müssen, weil nämlich heute das Österreichbild mitfilmt.“

„Ah, wir san im Fernsehen, und des erfahr´ i erst jetzt, so en passant, wo i nix dabei hob, keine Ordenspange, nix – i bin ja quasi nackt!!!“ „Wie gedenken, Herr General jetzt im Weiteren vorzugehen?“ „Na, jetzt müss´ ma auf alle Fälle rasch handeln.“ „Also passens auf: Die roten warten e, die blauen haltens auf, Fendrich Sie fahren in die Putzerei, holen mir meinen Tarnanzug und i ruaf meine Frau an, damit´s für halb siebene den Videorekorder programmiert.“