Olli Schulz
Fest & Flauschig – Episode 26: Runterfahren
(ab ca. 00:45:00) – Olli und Jan unterhalten sich über Leute, die mehr oder weniger "böse" sind. Dabei kommt Jan auf eine Radio-Reportage zu sprechen, die er zuvor im Deutschlandfunk gehört hatte.
(Füllwörter vernachlässigt)
[…]
Da war eine lange Reportage über einen Soziologen der seine Doktorarbeit geschrieben hat über Köln-Chorweiler und der geschrieben hat in was für Verhältnissen, also in welchem Zustand sich das untere Drittel der Gesellschaft befindet und wie das abgeschoben ist. Und man muss mal sagen, auch wenn es ein bisschen komplexer und komplizierter ist, es steckt eigentlich auch kein anderer Gedanke dahinter, quasi arme Menschen abzuschotten in Räumen aus denen sie niemals rauskommen und zu sagen: die sind halt so. Es ist letztendlich genau das gleiche nur etwas akademischer und etwas mehr von oben herab und etwas komplexer, aber auch das ist so eine Art von Ausgrenzung von Leuten denen die nie die Chance einräumen, wo man wirklich sagen muss – das haben wir auch öfter schon gesagt, weißt du, wir sind, ich bin, ohne da jetzt stolz darauf zu sein, aber es ist tatsächlich so: Wir sind die Kinder aus den Blocks, es ist einfach so. Wenns keine Jugendfreizeitheime gegeben hätte und nicht diese latente Gefahr immer auf's Maul zu bekommen hätte man auch nie die Gelegenheit gehabt dieses Verständnis zu entwickeln und auch zu unterscheiden zwischen Arschlöchern und Arschlöchern. Es gibt immer noch Leute die von oben herab sagen: Ja Köln-Chorweiler oder was weiß ich: [?] oder die groner Düne: alles Arschlöcher. Aber das es erstmal einen hohen Prozentsatz von Leuten gibt, die erstmal keine wahl haben und es weiterhin nicht ermöglicht wird daraus zu kommen und es zusätzlich erschwert wird durch das großflächige Okay-gefinde von so Neo-Liberalen – wir müssen alle bei der Globalisierung mitmachen und wir sind alle gewinner weil wir alle im Internet irgendwie Start-Ups am laufen haben – das ist wirklcih ein Mikroprozentsatz bei dem das so ist und der Rest guckt einfach zu wie das passiert. Weißt du, diese ganze Welt – das Donald Trump Präsident wird und die Leute sich der AFD zuwenden, dass muss man auch mal ehrlicher weise sagen, das ist das hat ein kleines bisschen damit zu tun das breite Teile der Gesellschaft abgehängt sind und das auch noch akzeptiert wird das es so ist. Und der ganze Tenor dieser Radio-Reportage aus Köln-Chorweiler war: interessant sich das mal anzugucken, man kommt den Menschen räumlich nah – sagte dann der Wissenschaftler – aber als Akademiker werde ich diesen Menschen sozial nicht nachkommen. Du wohnst dann da zwar quasi für dein Studienprojekt in einer Hochhaussiedlung für zwei Jahre und beobachtest das alles, aber du kannst danach immer noch mit deinen Freunden irgendwie in einen geilen Jazz-Keller gehen und dich irgendwie in die Oper setzen oder einen geilen Film gucken der dich interessiert weil du sozial, intellektuell und bildungsmäßig trotzdem meilenweit entfernt von den Leuten bist. Das ist tatsächlich ein großes Problem was man irgendwie lösen muss, wo man ehrlich gesagt auch endlich mal sagen muss das diese ganze neo-liberale New Economy Scheiße der letzten 20 Jahre – uns gehts allen super, Deutschland, schwarze Null und so und der Wirtschaft gehts super, der DAX liegt über elftausend Punkte – da kriegen weite Teile der Gesellschaft nichts von ab, gar nichts von ab. Und die sind abgehängter denn je und ich behaupte das ist schlimmer geworden als zu der Zeit wo ich quasi aus den Blocks rausgekommen bin und ich weiß nicht ob das heute nicht viel schwerer ist tatsächlich, sich aus der Welt der Blocks, rauszuholen. Wenn du Bulle werden willst, brauchst du Abi – früher war das für viele Leute wie meinen Vater zum Beispiel die Möglichkeit rauszukommen aus dem Milieu, weil der zum Bundesgrenzschutz gegangen ist.