PatrykFakker:„Nein, das hier ist nicht Billie Jean,
doch da wo ich auftrete, leuchtet es//
Sie warten, dass ich 'nen falschen Schritt mache,
heute nicht, alter, heute nicht...“
(Souvenirs)
Noch vor einigen Monaten konnte ich nicht viel mit LGoony und seiner Musik anfangen. „Intergalactica“ konnte dies ändern und schon nach dem dritten Hördurchgang stand für mich fest – das ist verdammt ernst zu nehmende Kunst. (Mittlerweile wohl über 20 Mal komplett durchgehört)
Dieses zum Teil kalte, galaxienübergreifende und abwechslungsreiche, aber trotzdem in sich stimmige Klangbild, klingt wie aus einem Guss, stammt jedoch von einer Handvoll Produzenten.
So wie der Klangteppich einen roten Faden hat, folgen auch die Themen der Tracks oft dem selben Schema – Geld, ich bin der geilste und alle anderen sind wack. Ausreißer gibt es z.B. beim Titel „Blutmond“, welcher eine Geschichte aus dem Zeichentrickfilm „Avatar – Herr der Elemente“ erzählt.
Auch wenn die Themen auf den ersten Blick nicht aufregend und eher nach dem Gegenteil von Facettenreich klingen, ist die Art wie LGoony diese an den Mann bringt, alles andere als altmodisch.
„Meine Diamonds dick und fett, sie können Sumo//
Schwarzer Gürtel von Versace, ich kann Judo
(Babylon)
Rap entfernt sich langsam vom klassischen 16er//Hook//16er//Hook/16er Prinzip, dies dürfte wohl den meisten aufgefallen sein. Aber dass Lieder nur mit einem Part absolut vollwertig und abgerundet klingen, ist meines Erachtens nach im Deutschrap neu. Bei dem Album "Der Holland Job" von Haftbefehl und Xatar klangen die Tracks trotz zwei Parts oft einfach nicht fertig. Auf dieser Platte lebt ca. die Hälfte der Tracks durch Hook, manchmal einen etwas längeren Part und zum Abschluss noch mal die Hook. Sehr erfrischend!
Im Endeffekt hat LGoony mit „Intergalactica“ ein sehr rundes, ästhethisches und vom Sound her einzigartiges Musikstück abgeliefert.
Meine Favoriten sind „Intergalactica“, „Verlieren“, „Babylon“, „Souvenirs“ und „Heilig“.
Albumwertung 8.5/10
VwieVeteran:Yeah, mein Swagger stupid fruity so wie Froot Loops
Jeder Song hypnotisch, Alter, das ist Voodoo
(Babylon) Wenn eine Line LGoonys Werk auf den Punkt bringen könnte, dann ist es wohl diese. Jede Anspielstation für sich genommen ist überraschend ungewöhnlich und auffällig. Wenn man sich das Werk jedoch als Ganzes zu Gemüte führt, verfällt man ähnlich wie bei einem Voodooritual in die Trance.
LGoony ist sehr tüftlerisch an das Album herangegangen. Das Intro holt den willigen Hörer dort ab, wo er sich gerade aufhält und läd ihn ein auf eine merkwürdige Reise in das Weltall. Der Hauptteil ist sowohl bespickt mit Turbulenzen, als auch mit ruhigen Phasen. Das Outro spiegelt einen reflektierten, fast wehmütigen Landanflug wider.
So sehr innovativ die Entfremdung von den alten strikten Rapschematiken auch wirkt, so sehr ist LGoony größter Feind in den riesigen Gefilden des Weltraumes nach mehrmaligen Hören mit zwar gut produzierten, aber kaum abwechselnden Beats und inhaltlich nüchternen Texten die altbekannte Monotonie. Zwar sind die abwechslungsreichen Features sehr klug eingesetzt, dennoch kann dies den Hörer auch nicht mehr aus der Trance wecken.
Daher bekommt das Album nur 7 von 10 außerirdischen Goonys.
SinaTheQueen:Etwas mehr als 3 Wochen ist "Intergalactica" nun auf dem Markt, bzw. als Download oder Stream erhältlich. In der Zeit hab ich es höchstens 5 Mal komplett durchgehört - einige Tracks (aufgrund von vorigen Video-Releases, oder weil ich sie so liebe) jedoch öfter. Ich werde im folgenden von "Album" sprechen, auch wenn vielerorts "Mixtape" gesagt / geschrieben wird.
Vorweg muss ich sagen, dass ich in meinem Leben glaube ich insgesamt 10 Reviews zu irgendwas gelesen habe und auch erst eine im Fangirl-Modus zuvor verfasst habe. Also ich kann es nicht. Aber ich mach es trotzdem, mehr aber in einer Form Track-by-Track mit subjektiven Eindrücken, die es mir hervorzuheben gilt. Meistens auf textlicher Ebene, da ich zudem keine Ahnung von Beat-Produktion habe und da wenig schlaue Dinge zu sagen kann. Legen wir mal los:AlbumtitelAls ich hörte, dass das Album den Titel "Intergalactica" tragen würde, war ich zuerst etwas getriggered, wie man 2016 im Internet so schön sagte. Auch wenn die Crew / das Label "Airforce Luna" heißt, er auf NASA-Tour war, es Tracks wie "Ufo" oder "Raumschiff" und das "Space Tape Vol.1 - Goonyverse" gab - ich habe ein verdammtes Problem mit der Weltraum-Thematik. Irgendwie ist das wohl ein unverarbeitetes Kindheitstrauma, das gleiche Problem habe ich mit allem, was in und um das Thema "Zirkus" kreist.
Aber es passt einfach in seinen Kosmos (höhö), thematisch und metaphorisch umkreist er seit Anbeginn seiner musikalischen Laufbahn immer wieder 4-5 zentrale Themenbereiche wie Autos, Filme, Videospiele oder eben auch das Weltall. Von daher ist es nur ein persönliches Problem; Objektiv betrachtet hingegen passt der Titel zu ihm, zum Album, zu den Beats - einfach zu allem.1. IntergalacticaQuasi das Intro oder der Opener zum Album mit dem gleichen Namen. Wer LGoony bis dato nicht kannte, der erfährt hier eine große Fülle von Infos, die mit Referenzen zu alten Tracks oder den wenigen (einem) medialen Auftritten versehen werden können. Demnach bekommt man hier neben schönen Wortspielen mit englischen Slangbegriffen auch viel über den Künstler und sein Schaffen mit.
(7/10)2. HeiligDieser Track erschien als erste Ankündigung am zum Album bereits am 1.12.2016 inklusive Musik-Video. Der Track hat für mich einen der besten und abwechslungsreichsten Beats, der von Karol Tip & Nikki 3k stammt. Den könnte man wohl nicht in 5 Minuten nachbasteln, wie es Kool Savas in seinem Beef mit Trap und Cloudrap zu beweisen versuchte (auch wenn LGoony sich da eh nicht einordnen würde). Die Zeilen, die bei mir vom ersten Hören an am meisten hängen blieben waren:Ich pass hier nich’ rein, Mann, Cinderella
Ich pass hier nich’ rein, Mann Alter, Gulliverwelche er natürlich auf das Rap-Game bezieht, von dem er sich auf so ziemlich jedem Track nochmal explizit distanziert und von dem er sowieso nie viel hielt.
Und wie geil ist bitteYeah, ich fühle mich so wie Gucci Mane, jeder gucktDa kann mir ein Kollegah noch so viel Hundehirn auf Reis servieren, sowas feier ich einfach mehr.
(10/10)3. BugattiAutos, nicht so mein Thema. Autos mit denen man ins Weltall reisen kann jetzt auch nicht so wirklich. Abgesehen von Sätzen wie "keine Kompromisse" oder "du bist entweder in meiner Crew oder mein Feind", die auf "Intergalactica" häufig zu finden sind, hätte es den Track für mich verwöhntes Scheißkind nicht gebraucht. Wenn schon Track über Autos, dann lieber richtig überzogen wie "Lambo Gallardo"!
(6/10)4. BabylonDer Geschichtsstudent in mir ahnte bei diesem Track natürlich bereits die bevorstehende Zerstörung. Lines wieMein Leben Big Screen und deins Bluescreenerklären dem Hörer (und allen anderen Rappern natürlich), dass er im Vergleich zu LGoony ein erbärmlicher Wurm ist.
Die Stelle, wo er seinen Swagger als "stupid fruity so wie Froot Loops" beschreibt, wird mehr geschrien als gesprochen, wie er es auch bei "Lambo Gallardo" und "Füchse 2015" bereits machte. Feier ich sehr!
(8/10)5. VerlierenDer Track bringt für mich nicht viel Neues. Schlecht finde ich ihn deswegen nicht, aber oft werde ich ihn wohl nicht einzeln abspielen.Sie machen Augen wie in einem Animeist für mich noch das Highlight - und so schlau ist das ja nicht, mehr so ein kleiner Gag. Andere Rapper sind wieder mal scheiße und werden erschossen. Viel mehr passiert hier nicht.
(6/10)6. UtopiaHier hat der Titel mich schon geflasht, ehe ich das Lied gehört hab, da ich eine tief verwurzelte Liebe für utopische und dystopische Konzepte empfinde. Hab sogar mal ein Seminar dazu besucht, hach.
Hierzu gab es vorab auch bereits ein Video.
Die Utopie, welche LGoony lebt beschreibt sieht wie folgt aus: Man ist unsterblich und bleibt für immer jung, alles ist aus Gold und Kristall, der Göttertrank Ambrosia steht in ausreichender Menge zur Verfügung und man kann ewig rumliegen und träumen. Diese eigene Welt befindet sich in der Galaxie auf einem anderen Stern (was erklärt, wieso er sich da immer rumtreibt!) und dort gibt es keine Grenzen.
Wer wünscht sich bitte nicht, von jemandem dorthin mitgenommen zu werden?
(9/10)7. Für ImmerStatt in die Charts zu wollen strebt er nach mehr - er will in die Geschichtsbücher! Er beschreibt hier seinen Karriereverlauf anhand zahlreicher Bilder (früher hingen Poster an seiner Wand, morgen Auszeichnungen). Zudem wieder eine Klatsche für deutsche Rapper, die zu lange Promophasen zelebrieren.
(8/10)8. BackstageEr will keine (neuen) Freunde aus der Rapszene und sieht sich nicht als ein Teil davon. Auch mit Feature-Anfragen soll man ihn nicht belästigen. Ähnlich wie bereits Casper betont er, dass er seine Freunde bereits zuvor hatte und sein Kreis klein bleiben soll.
Enthält für mich keine große Offenbarung, geht aber trotzdem gut ins Ohr. Und ich hoffe natürlich, dass er so bodenständig bleibt, wie er es hier beschreibt. Dass er sein Tape allerdings persönlich in Köln in einem Pop Up Store verkauft hat, spricht ja eigentlich schon für sich.
(8/10)9. SouvenirsDer Track bringt auch keine Überraschungen mit sich, ist für mich aber guter Durchschnitt.
(7/10)10. Kanye West (feat. Haiyti)Okay ich liebe Haiyti. Und ich liebe LGoony. Diese Kollabo ist also ein Geschenk des Himmels für mich!
Allein wie sie mit "Laber mich nicht fit brudi, sonst geb' ich dir Einlauf" Bezug auf die Hook "Kanye West, wenn ich einlauf’, Kanye West" nimmt :D
Die Referenzen waren auch sehr spaßig zu entschlüsseln, große Namen, große Töne!
(10/10)11. BlutmondOkay, wer dieses Lied irgendwie versteht, der soll sich bei mir melden. Ich krieg da atmosphärisch total viel ab, aber inhaltlich fliegt das alles voll an mir vorbei.
Edit: Okay, es gab gute Erklärungen dazu auf der Seite, ich check's jetzt. Krass.
(10/10)12. Gary Cooper (feat. Hellraiser)Hellraiser, auch bekannt als Yaesyaoh ist als Crew-Member des UZI MOB natürlich ein Wegbegleiter LGoonys, der zu seinem Kreis gezählt werden kann. Gewohnt düster, karg und nüchtern mutet dieser Track über den Revolverhelden "Gary Cooper" an, mit dem sich hier verglichen wird.
(7/10)13. HochhausZurück von seinem Trip durchs All beschreibt er den Status Quo auf der Erde und um sich herum. Die Musik macht er für sich und seine Freunde, die er alle als Legenden betrachtet. Zudem lässt er sich nicht reinreden. Es werden Nächte durchgearbeitet und jenseits der Clubs im privaten Kreise zelebriert. Rundet das Album (oder Mixtape) für mich atmosphärisch gut ab.
(8/10)ArtworkWie kann ein gottverdammt gemaltes Bild so übelst leuchten? Das Laserdings dieses in lila getauchten Klonkriegers (oder was soll das sein?) springt einem förmlich entgegen. Die Artworks von LGoony gefallen mir einfach immer, sei es das Grape Tape oder Aurora. Würde mir von jedem ein Plakat aufhängen, wenn ich genug Platz an den Wänden hätte.Sowas wie eine WertungAlle Songwertungen ergeben eine Summe von 104. Geteilt durch die Anzahl der 13 Tracks landen wir bei einer glatten 8.
Da das Artwork, die Videos und die ganze Geschichte mit dem Online-Stream und dem Pop Up Store für mich allerdings ganz speziell und gelungen sind, werte ich das ganze hoch und vergebe
9 von 10 intergalaktischen Goonys (wtf?) :D