Reinhard Mey
Fahr dein Schiffchen durch ein Meer von Kerzen
Wieder ist dies unbegreifliche Wunder geschehen
Das sich Tag für Tag viel tausendmal vollzieht
Und doch einzig bleibt, mag es auch noch so oft entstehen
Weil das Wunder noch einmal für mich geschieht
Noch einmal darf ich weit in den Saal der Zeiten sehen
Weit über den Lebenshorizont vor mir
Noch einmal darf ich an einer Wiege stehen
Noch einmal in Demut neig' ich mich zu dir:

Fahr' dein Schiffchen durch ein Meer von Kerzen
Sei dein Kurs mit Sternenstaub bestreut
Durch alle Gezeiten
Soll dich Liebe leiten
Mögen dir die Herzen immer zufliegen wie heute
Mögen dir die Herzen immer zufliegen wie heut'!

Es sollen die Steine, die auf deinen Wegen liegen
Freundlich, sanft und weich zu Deinen Füßen sein
Mög' dein Bündel leicht auf deinen Schultern wiegen
Und sei'n Fußstapfen dir nie zu groß und nie zu klein
Über allen Straßen sollen Fähnchen für dich wehen
Und von allen Dächern pfeifen Spatzen Symphonien
Blumen soll'n auf den Balkons die Köpfe nach dir drehen
Und den Seraphim, die deinen Wagen ziehn

Fahr' dein Schiffchen durch ein Meer von Kerzen
Sei dein Kurs mit Sternenstaub bestreut
Durch alle Gezeiten
Soll dich Liebe leiten
Mögen dir die Herzen immer zufliegen wie heute
Mögen dir die Herzen immer zufliegen wie heut'!
Immer einen Glückspfennig in einer Deiner Taschen
Immer einen ruh'gen Atemzug im Ziel
Immer voll Vertrau'n, doch mit allen Wassern gewaschen
Immer eine Handbreit davon unterm Kiel
Dass durch alle Fährnis dich ein Schutzengel begleite
Dass ein Leuchtfeuer dich führ' mit sich'rem Schein!
Immer sei ein bester Freund an deiner Seite -
Ich will gern der älteste von ihnen sein

Fahr' dein Schiffchen durch ein Meer von Kerzen
Sei dein Kurs mit Sternenstaub bestreut
Durch alle Gezeiten
Soll dich Liebe leiten
Mögen dir die Herzen immer zufliegen wie heute
Mögen dir die Herzen immer zufliegen wie heut'!