Fettes Brot
Bring mich nach Haus
[Strophe I:]
Hier ist was mit herzblut und n bisschen schwermut – bring mich nach haus wie 'ne kiste leergut
Na toll, ich lieg schon seit ner runden stunde
Wie so ein bekloppter im hotel und starr auf das tapetenmuster
Im fernsehen sabbelt irgendein proll, er wär gern rockstar
Und hat echt kein problem mit seinem angeklebten brusthaar
Denn es gibt hier nur mich und die bepisste flimmerkiste
Während ich die nacht in diesem tristen zimmer friste
Und anstatt zu schlafen, was ich eigentlich dringend müsste
Träum ich heimlich von dem hafen meiner kleinen heimat-küste
Ich lieg hier im bett unter nem hässlichen bild
Das das unglaublich schlimme zimmer erst so richtig gemütlich macht
Ich fühl mich wie „ich gegen die restliche welt“
In einer stadt, die so gar nichts für mich übrig hat
Ach freunde, wärt ihr doch bei mir in diesem scheißladen
Dann würden wir die nacht zum tag machen, vor lachen in schweiß baden
Wir würden unsere trockenen kehlen ölen wie im shamrock
Wir würden wirklich dreckige lieder grölen wie im fanblock
Wir würden mit unglaublichem spaß unsere gesundheit ruinieren und sogar abgehen zu glam rock
Doch – ja, ja – ist mir schon klar, dass es manchmal einsam und leise ist
Wenn man von hier nach da wieder mal auf der reise ist
Und so hör ich auf, weil weiteres den rahmen sprengt
Warte bis mich mein leben dahin lenkt, wo jeder meinen namen kennt

[Chorus:]
Bring mich nach Haus, bring mich nach Haus [x3]
Seitdem ich fort bin, will ich dorthin, wo jeder weiß, wie ich heiß
[Strophe II:]
Es noch länger zu leugnen hätte keinen sinn
Mir geht's beschissen, musst du wissen, immer wenn ich allein bin
Die sache mit uns liegt mir am herzen wie'n bypass
Würd dich gern mal wieder treffen, wenn du zeit hast
Vielleicht freitags? Ich rede auf dich ein „bitte geh nicht, bleib ein wenig
Ich denk so oft an früher, geht es dir nicht ähnlich?
Wir beide waren damals die besten gastgeber
Zu Partys wie dieser wollte fast jeder
"Und die wohnung sieht echt klasse aus
Ich komm nächste woche mal vorbei und hol dann meine letzten sachen raus.“
Bin die sorgen leid, vermisse geborgenheit
Hege die hoffnung, dass ihr euch zofft und ich bis morgen bleib
Dann erwähn ich beiläufig deinen freund, tu dabei lässig
Klingt dann zweideutig und wirk' gehässig
Ich lüg wie gedruckt, du liest in mir wie im buch
Sagst „dank dir für den besuch!“, du hast von mir jetzt echt genug
„doch weil wir beide gute freunde bleiben wollen
Nimm den plattenspieler mit, wenn du und deine jungs heim wollen.“
Völlig durcheinander und aufgewühlt
Wird mir klar, nur hier hab ich mich zu haus gefühlt
Und als ich meine lieblingsplatte aus'm keller hol
Frag ich mich, was wär ich wohl als kind der „ära kohl“ ohne de la soul

[Chorus]
[Strophe III:]
Ich seh diesen sonderbaren kleinen jungen mit blonden haaren
Ohne plan von den kommenden jahren
'82 – auf elba, braungebrannt am ferienort
Hätt mich selber kaum erkannt – ehrenwort!
Alles begann damals kurz nach meinem geburtstag
Als ich erfuhr, dass man aus schweinen und rindern die wurst macht
Und wiener schnitzel, genau wie hamburger und kochschinken
Ich lief sofort zum telefon und informierte washington
Die dame an der anderen leitung
Wusste schon bescheid und erzählte mir vom ozonloch und kernkraftwerken
Sie meinte dann, wir europäer lesen wohl zu wenig zeitung
Doch wir würden's schon noch ernsthaft merken!
Von all dem sterben und leiden ganz zu schweigen, alles sei ja so sinnlos
Sie bat mich dranzubleiben für weitere infos
Und so wurde ein gelehriger, deutscher achtjähriger
Von amerika gehörig enttäuscht
Und ich stellte mir die frage unzählige male
Stehen wir wirklich gerade für unsere ideale?
Was würde der kleine junge aus dem fotoalbum von mir halten?
Würde er meinen, dass ich längst schon sehr alt und verkalkt bin?
Nicht dass ich der erstbesten depression auf'n leim geh
Doch manchmal packt mich in meinen eigenen vier wänden das heimweh

[Chorus]