Fettes Brot
Wer gibt dem der unten liegt die Hand
[Strophe:]
Wer gibt dem, der unten liegt, seine hand?
Ein kleiner blick in den spiegel. Hast du dich da selbst erkannt?
Oder ist der, den du siehst, nur dem erfolg nachgerannt?
Verbannt, das gefühl, daß du einst gekannt hast
Verdrängt und gelenkt vom verstand und der erfand das
Was dir heut' nur noch wichtig ist und fragst manchmal selbst, ob es richtig ist
Alles einseitig zu sehen, obwohl's vielschichtig ist
Und du denkst, du handelst solange bis du hinfällst
Oder jemand fallen siehst, ihm entweder hilfst oder blind vorübergehst
Denn jeder will in der mitte stehen und nicht am rand
Doch wer gibt dem, der unten liegt, seine hand?
Der im gefängnis saß, dort seinem gewissen widerfand
Zuhause dann stand er vor verschlossenen toren
Kurzerhand verbannt von wo er einst geboren
Der jüngste sohn war zum verbrecher geworden. Orden
Trug der vater, erwartung ward zur marter, materiell, maschinell
Schnell, schneller, viel zu schnell, der stern seiner familie schon viel zu hell
Gelbe zähne, bahnhofsklos statt hygiene
Er liegt am straßenrand ohne plane, ohne pläne
Vom fabrikantensohn zur großstadthygiene
Wer gibt ihm seine hand? Whiskeyfahne, strähnige mähne
Ene mene miste, waste hast, das biste
Ene mene meck und du bist weg!
Zwecklos, hoff' nicht auf 'ne fee, mit der du wegfliegst
Es gibt dir niemand seine hand, wenn du im dreck liegst!
An meine eltern von eurem sohn
Wenn ihr dies hier lest, bin ich schon entflohen
Aus diesem leben, denn mein leben ist ein leben nicht mehr wert
Deswegen werde ich jetzt gehen, euch verlassen
Versuche, meine gedanken in worte zu fassen
Doch es fällt mir schwer, jeder satz so leer
Es ist nur ein versuch, der erklären soll, wie es dazu kam
Daß ein sohn reicher eltern sich das leben nahm
Arm an gefühlen seid ihr immer geblieben
Denn nur wer sich selbst liebt, kann auch andere lieben
Oft habe ich gehofft, es versucht
Wieder vor der tür gestanden und euch verflucht
Besucht ihr mich jetzt erst, wovon ich nichts mehr hab?
Steht an meinem grab, weil ich starb
Oder gab es keine trauerfeier, weil euch bewußt wird
Daß ihr nicht unschuldig daran seid wenn euer Sohn stirbt
Ich fragte mich, als ich auf der Brücke stand:
Wer gibt dem der unten liegt seine Hand?