Und immerzu denken wir nach,
es gibt ja auch viel zu bedenken.
Doch hat es noch keinem geschadet,
sich ab und an gut abzulenken.
Und immerzu suchen wir Liebe,
sie ist ja auch wirklich was Feines.
Doch steht sie nicht immer verfügbar bereit,
und so bleiben wir manchmal alleine.
Und immerzu haben wir Fragen,
es ist ja auch vieles so unklar.
Doch all das zu klären
dauert mehr als ein Jahr,
vielleicht auch ein ganzes Jahrhundert.
Also lass mal 'ne Nacht drüber tanzen,
Leichtmut und Freiheitsluft tanken.
und alle Gedanken parken an der Garderobe
wie die Jacken von entfernten Bekannten.
Frühstens morgen, wenn wir dann wankend
entspannt landen, wo wir eben noch standen,
stellen wir uns tapfer den ganzen
gigantischen, großen Gedanken –
sind frei.
„Die Gedanken sind frei.“
„Die Gedanken sind frei.“
Und wir tanzen zu zweit.
Und wir tanzen – bis wir vergessen, welcher Tag ist.
Und wir tanzen – bis wir vergessen, was wahr ist.
Und wir tanzen – bis wir vergessen, wie man stillsteht
Tanzen – bis wir vergessen, wie man still lebt
Bunte Punkte von Diskokugeln
schwimmen durch die Menge
wie fliegende Fische im Schwarm.
Dich kann ich vor mir
im Stroboskop-Schwarzlicht
im nebligen Pulk nur erahnen.
Wir elektroswingen
zwischen pink blinkenden
LED–Strahlern
zu Parov Stelar.
Wir downsteppen
Bewusstseinswendeltreppen
zu Dubstep–Bässen
so bunt wie Frühstucksbrettchen.
Wir wippen trippelnden Schrittes
zu den hippsten Rhythmen
von Hip-Hop-Remixen.
Wir breakdancen
Breakup-Heartbreaks away,
and „we can be heroes,
just for one day“.
And our Pain is contemporary.
Wir pinabauschen im Rausch,
lauschen staunend dem Tausche
von lauter und laut:
Ba Ba Ba Boom, Va Va Va Voom.
Lass uns was tun, was wir noch nie gemacht haben,
denn dadurch lernt ja der Mensch nur dazu.
Und Ba Ba Ba Boom, und Va Va Va Voom.
Lass mal 'ne Nacht drüber tanzen
und zwar ohne alle Gedanken –
sind frei.
„Die Gedanken sind frei.“
Die Gedanken sind freie Wildgänse auf Reisen.
Die Gedanken sind leichte und heitere Kreisel,
sie ringeln und wirbeln sich um ihre Mitte
wie wippende Derwische mit ihren Kitteln –
die bringen die Röcke wie kippende Klippen
und schüttelnde Würfel vom Sitzen zum Trippeln.
Und wir tanzen – bis wir vergessen, welcher Tag ist.
Und wir tanzen – bis wir vergessen, was wahr ist.
Und wir tanzen – bis wir vergessen, wie man stillsteht
Tanzen – bis wir vergessen, wie man still lebt
Auf der Mauer sitzen.
Kurze Pause vor der Tür.
Kollektives Schwitzen.
Alle rauchen, nur nicht wir –
schweigen nur wartend und atmen,
kalte Hände in Ärmeln vergraben.
Sogar der Himmel hat heute getrunken!
Man erkennt das am dunkel gewordenen Rotweinmond.
Guck mal, wie er rubinmäßig funkelnd
majestätisch über grünenden Baumkronen thront.
Von der Mauer aufstehen.
Zurück in den Club gehen.
Dann weitertanzen.
Wir sind heute so gut drauf.
Leitungswasser für lau
schmeckt süßer als Bier,
und in versifften Spiegeln
sieht man immer so gut aus.
Und wir tanzen – bis wir vergessen, welcher Tag ist.
Und wir tanzen – bis wir vergessen, was wahr ist.
Und wir tanzen – bis wir vergessen, wie man stillsteht
Tanzen – bis wir vergessen, wie man still lebt
Und wir tanzen, und wir tanzen,
und wir tanzen, und wir tanzen,
und wir tanzen, und wir tanzen
und wir tanzen ...
Als alles vorbei ist, treten wir leise
und Schulter an Schulter die Heimreise an.
Die Wolken sehen auf besondere Weise,
angeleuchtet vom Sonnenaufgang,
aus wie Polarlichter vor hellblauem Himmel,
und die schlummernde Skyline
ist nur eine kleine,
aus Pappe gebaute Theaterkulisse.
Und alles Gehörte hallt dröhnend,
wie Echos in Höhlen ertönend,
in unseren Ohren herum:
Ba Ba Ba Boom, Va Va Va Voom.
So gehen wir auf schwebenden Fersen,
Jeansjacken tragend wie Schärpen,
nach Hause, um Mützen mit Kraft voll zu tanken.
Und über uns, luftballonleicht,
fliegt eine Wildgans und trägt die Gedanken –
sind frei.
„Die Gedanken sind frei.“
Und wir sind zu zweit.
Das Ende der Nacht
ist der Anfang vom Schlaf.
Und wer als Erster erwacht,
der eröffnet den Tag.