[Songtext zu „Für meine Mutter“]
Manchmal gibt es so viel zu sagen,
dass ich lieber schweige.
Denn wie sagt man alles das,
was jemand einem bedeutet?
Aber weil die Tage
oft so schnell an uns vorbei gehen,
will ich nicht mehr warten,
darum vielleicht lieber heute:
Auch, wenn ich mal nicht da bin
und auch wenn nicht alles einfach ist,
sollst du einfach wissen,
dass du immer meine Heimat bist.
Ich stehe mit gepacktem Koffern
vor dir in der Tür.
Ja, ich habe alles, Fragen, Hoffnung
und ein Bild von dir.
Weggehen, das heißt hin zu etwas
und nicht weg von hier.
Doch warum, wenn sich etwas ändert,
habe ich Angst, was zu verlieren?
So streift mein Blick ein kleines Stück
durch Roggen, Mohn und Löwenzahn,
ich reise in der Zeit zurück
zum Sommer als ob es eben war
als ich mit meiner Wange
dir zum Bauchnabel nur reich'
und beim Umarmen fühle,
wie du ausatmest und ein.
Dass ich sorglos, voller Brombeerflecken,
barfuß in der Sonne rennend,
meine Welt entdecke,
zwischen Haus, Garten und Teich.
Ich weiß noch:
Einmal, es ist Frühlingswetter,
landet zwischen Fliederblättern
drüben unterm Waldrandsonnenflutlicht
ein Marienkäfer schüchtern
auf meinem Zeigefinger.
Flüsternd hauch ich: "Bleib für immer",
denn er ist mein Alter
und er kann Loopings so wie Riesenräder.
Alles, was ich mir gewünscht hab,
ist auf einmal da.
Ich beschließe, mich zu kümmern,
sicher, jeden Tag.
Ich bau ihm ein Glas als Zimmer.
Ich pflücke fleißig Gras zum Füttern,
plan bereits das Überwintern,
als du zu mir sagst:
Niemandem gehört die Wiese.
Nichts davon ist deins.
Er hat Flügel, um zu fliegen,
also lass ihn frei.
Siehst du, sagt du, das ist Liebe.
Was du liebst, das lässt du ziehen,
und gehört’s zu dir, dann kehrt
es eines Tages heim."
Mein Blick folgt ihm
zum Horizont und Wiesenende,
während ich ein bisschen ihn vermissend,
noch an Liebe denke.
Einmal, als du eines Abends für mich singst,
merke ich, wie warm das klingt:
Winde wehen, Schiffe gehen, weit ins ferne Land.
Als das Lied zu Ende ist
und du meine Hände nimmst,
wirft die Nachttischlampe bunte Bilder an die Wand:
Sterne und Raketen schweben über die Tapete
werden größer, kleiner, drehen sich,
tauchen auf und wieder ein.
"Siehst du den Planeten?", fragst du.
"Das ist, wo wie leben,
und genau so reisen wir zwei auch
durch Raum und Zeit."
Ich träume mit Blick auf Leuchtaufkleber,
unter meiner Decke liegend,
noch, wie wir durch Wolken
bis ins Weltall um die Wette fliegen.
So kehre ich jetzt zurück zur Tür.
Rieche Roggen, Mohn und Löwenzahn
Und fühle noch das Glück in mir,
vom Sommer und wie schön es war.
Hier bei Haus und Teich und Garten
ist nicht alles mehr wie früher,
denn ich gehe dir beim Umarmen
bis zur Wange oder drüber.
Es spiegeln deine Augen
jetzt die Weite und das Licht.
"Hier bin ich zu Hause",
denke ich leise und mein' dich.
Auch wenn ich mal nicht da bin
und auch wenn nicht alles einfach ist,
sollst du einfach wissen,
dass du immer meine Heimat bist.
Wir sind uns ähnlich, nicht identisch,
unsere Leben unzertrennlich,
sind doch jeweils eigene Menschen,
dabei waren wir mal eins.
Manchmal bringt uns das an Grenzen.
Ich finde, das ist verständlich,
doch ich will dich nie verletzten
und wenn doch, dann tut es mir leid.
Ich kann dich in mir erkennen,
in der Stimme, meinen Händen
und in allem, was ich denke,
auf dem Flug durch Raum und Zeit.
Und für all deine Geschenke,
all die Wärme, das Verständnis,
danke ich dir so unendlich -
ich will nur, dass du das weißt.
Auch wenn ich mal nicht da bin
und auch wenn nicht alles einfach ist,
sollst du einfach wissen,
dass du immer mein Heimat bist.
Ich geh mit gepackten Koffern,
du stehst in der Tür,
ich hab alles, Fragen, Hoffnung
und ein Bild von dir.
Ich geh jetzt hin zu etwas,
deshalb weg von hier,
dass sich etwas ändert,
heißt nicht immer auch verlieren.
Dein Blick folgt mir
zum Horizont und Wiesenende,
während ich ein bisschen dich
vermissend an so vieles denke.
Mein Blick bei dir,
ich trete übers Wiesenende -
es stimmt, du bist der Grund für alles,
was ich über Liebe denke.