Und auf deine Frage, ob ich mich denn noch erinnern kann,
könnt ich jetzt
1. sagen, dass es gar nichts Echtes war.
2. einfach lächeln, so als ob mich nichts verletzten kann.
Doch am besten
3. tun, als ob ich dich vergessen habe.
Doch ich fahr durch die Stadt. Riech die Luft nach Benzin.
An egal welchem Platz, seh ich unser...
Auf dem Rad, in der Bahn, mit dem Bus zum Termin, jede Nacht, jeden Tag sehe ich hundertmal unser Berlin.
Dort aĂźen wir Oliven. Da Koreanisch.
Hier hast du mir geschrieben "Danke, dass du da bist".
Dort saĂźen wir auf dem Dach. Da haben wir uns Kunst gegeben.
Hier haben wir nachts und auf den Treppen ĂĽber uns geredet.
Dort haben wir getanzt und da mal Tee verkippt.
Hier nahmst du meine Hand dann hast du mich gekĂĽsst.
Dort ich noch zur TĂĽr gebracht und ja, ab da hab ich gewusst, dass ich hier nichts dafĂĽr kann und mich ausversehen verlieben muss.
FĂĽr eine Weile schienen wir immer jung zu bleiben.
Waren nie mehr einsam, allerhöchstens mal alleine.
Konnten beweisen, dass 1+1=1.
Zusammen mehr als die Summe unserer Teile.
Doch nicht jede kleine Knospe schafft die Ăśberwinterung.
Jetzt sind wir einzeln.
Teilen nur noch die Erinnerung.
Und auf jede Mittagssonne folgt auch mal die Dämmerung.
Nichts ist so sicher, wie die ständige Veränderung.
Und ich fahr durch die Stadt. Riech die Luft nach Benzin.
An egal welchem Platz, seh ich unser...
Ăśbern Mark, durch den Park, ĂĽber FluĂź, ĂĽber Schienen und auf jedem Plakat les ich hundertmal unser Berlin.
Und dort hast du geschwiegen. Da drĂĽben mich versetzt.
Hier bin ich cool geblieben. Dabei war ich verletzt.
Dort machte ich einen Fehler und da mir einen Kopf.
Hier wollte ich lieber gehen, so wie schon viel zu oft.
Dort haben wir es probiert und da sind wir gescheitert.
Hier habe ich kapiert, so geht es nicht mehr weiter.
Dort saĂźen wir am Steuer. Da schon auf dem Nebensitz.
Hier wollte ich nicht leugnen, dass es das gewesen ist.
Ich will ausbrechen, wegrennen, ich will nicht lĂĽgen.
Wenn das immer so endet, nein, dann will ich nicht lieben.
Es zerreiĂźt mich von Innen und ich kann das nicht aushalten.
Ich wĂĽnschte, Sehnsucht und Schmerz wĂĽrden gehen oder ausbleiben. Und wenn ich jetzt nach Vorne seh ich immer dein Gesicht. Wenn ich nicht an uns denke ich ausersehen an dich.
Wenn ich weiter gehst du ein paar Schritte mit mir mit.
Wie soll ich dich vergessen, wenn du ĂĽberall hier bist?
Ich fahr durch die Stadt. Riech die Luft nach Benzin.
An egal welchem Platz, seh ich unser...
Auf dem Rad, in der Bahn, mit dem Bus zum Termin, jede Nacht, jeden Tag sehe ich hundertmal unser Berlin.
Und auf deine Frage, ob ich mich denn noch erinnern kann,
könnt ich
1. scherzhaft sagen, "was?" und auch wie schlecht es war.
2. dich verletzen und dann die sein, die als Letzte lacht.
3. lĂĽgen, wenn ich sage, dass ich dich vergessen habe.
Doch in jedem Zipfel dieser Stadt fand irgendein Kapitel statt.
Tempelhof, Mauerpark, Kreuzberg, Alexanderplatz.
Von Späti über Bar und Kaffee um die Ecke.
Bis zum Fotoautomaten auf dem RAW-Gelände.
Haben so viel gemacht in dieser Phase, die mir endlos schien.
Jeder Quadratmeter eine Karte fĂĽr mein Memory.
An jeder zweiten Ampel aus den Fenstern gesungen.
Jeder verdammte Kantstein ein Denkmal fĂĽr uns.
Auf jedem Platz und jeder Brücke steht ein Satz unserer Geschichte. Durchlesen, durchleben auch wenn ich es nicht möchte.
Ich seh Satzzeichen und Sätze auf den Backsteinen und Wänden. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Was ist mit dem Ende?
Vom Auftrieb unseres Aufstiegs bis zum Falle unseres Falles.
Auch wenn es nicht so aussieht, ich erinnere mich an alles.
An jeden Nebensatz am Wegesrand und auch an jeden Gegenstand. An jeden Gang vom Brezelstand zum Edeka die Spree entlang.
Kann alle Täler, Küsse, Fehler, Witze, Schlüsselszenen in Regengüssen. Jedes Frühstück und an 'sich beim Gehen müssen Tränen wischen'. Daran, wie wir Arm in Arme "this modern love" gesungen haben und an die Jahrhundertparty in Neukölln im Klunkerkranich.
Tram, U, S, Taxi, Flugzeug, Fahrrad, Tegel.
Gerade noch Beginner, doch schon ist es das gewesen.
Ich höre deine Stimme noch. Das ist das Spiel des Lebens. Wir können alles immer einmal nur erleben.
Und ich fahr durch die Stadt. Riech die Luft nach Benzin.
An egal welchem Platz, seh ich unser...
Auf dem Rad, in der Bahn, mit dem Bus zum Termin, jede Nacht, jeden Tag sehe ich hundertmal unser Berlin.
Dort noch mit dir eingeschlafen. Da ohne dich aufgewacht.
Hier das Smartphone fĂĽr dich an und sofort wieder aus gemacht.
Dort habe ich gelitten, dann neuen Mut gefasst.
Hier wollte ich nicht kitten, was nicht gut zusammen passt.
Dort war ich boxen, da im Kiez beim Frisör.
Hier offen, mir ein hoffnungsvolle Lied anzuhören.
Ja, da auf der einen Seite war ich sehr allein.
Und genau hier auf der anderen Seite wurde ich wieder frei.
Und es tut immer noch weh und es tut immer noch gut.
Aber ist schon ok, das gehört wohl dazu.
Denn die GefĂĽhle sind doch das, was uns letztendlich bleibt.
Und wahre Stärke liegt am Ende in Verletzlichkeit.
Und auf deine Frage, ob ich mich denn noch erinnern kann,
sag ich
1. lächelnd, dass sich seitdem viel verändert hat.
2. ich verletzt bin, was beweist, dass es etwas Echtes war
und ich dich trotzdem und deswegen
3. nie vergessen kann.
Und ich fahr durch die Stadt. Riech die Luft nach Benzin.
Und so langsam verschwindet hier unser...
Auf dem Rad, durch den Park, als die Wolken abziehen.
Du siehst dein. Ich seh mein, aber keiner mehr unser Berlin.