Julia Engelmann
Amsterdam
Ich höre keine Musik.
Ich hör die Rhythmen der Stadt.
Hör wie ein Möwenpaar fliegt
und die Schritte am Platz.
Ich bin heimlich verliebt.
Hab ans Küssen gedacht.
Doch ich lass alles ziehen
mit den Flüssen bei Nacht.

Ich folg keinem Ziel.
Ich folg den Wünschen der Stadt.
Schlender leise und lieb an der Brüstung entlang
Seh ein Kind, wie es spielt
auf der Hüpfburg und lacht.
Was mir sonst oft zu viel,
ist hier Schlüssel zur Kraft.

Ich trink keinen Kaffee.
Ich trink die Stimmung der Stadt.
Schau! Eine Allee, wie sie weht
und der Himmel wird wach.
Ich denk kurz an die Spree.
Was ein Glück ich doch habe.
Hab lang nicht so gelebt,
wie hier im Brückenpalast.
Wenn man alles verspricht,
doch es hält nicht so lange.
Wenn ich weiß, was ich will,
doch ich fang es nicht an.
Wenn die Seele sagt: "Still",
doch der Kopf schreit dich an -
nehm ich dich, wie du bist,
und du mich, Amsterdam.