Julia Engelmann
Ich will mit dir samstags bei der Post anstehen
Siehst du es mir nicht an?
Dass ich gar nicht anders kann,
als zu denken: Wo kommst du denn her?
Wann nimmst du meine Hand?
Siehst du es mir nicht an?
Wenn ich immer frage,
wann wir zwei uns denn wiedersehen.
Bis morgen ist zu lang!
Siehst du es mir denn nicht an?
Meine Sehnsucht und die Angst?
Sitzen in jedem Restaurant,
noch bis es schließt, dann auf 'ner Bank.
Es müsste längst in Neonleuchtschrift
in meinen braunen Augen stehen,
was ich mit dir machen will,
steht zwischen allen Zeilen.
Du müsstest längst die LEDs
an meiner Stirn als Times Square sehen,
was ich mit dir machen will,
betrifft allein uns beide.
Ich will mit dir
samstags beider Post anstehen,
beim schlechten Italiener essen,
ohne Wasser wandern gehen,
im Motorboot die Wellen brechen.
Ich will mit dir
bergauf Waldweg Fahrrad fahren,
durch Regen laufen, Halsweh kriegen,
Bahnkontrollenstrafgeld zahlen,
mit Höhenangst in Höhen fliegen.
Nimmst du mich vielleicht mit?
Denn ich kann eh nicht mehr zurück,
jeder Meter, den ich mit dir gehe,
wird der schönste Schritt.
Nimmst du mich vielleicht mit,
zumindest noch ein Stück?
Mit dir lach ich so viel mehr als sonst,
ich liebe deinen Blick.
Nimmst du mich vielleicht mit?
Weil ich dich schon vermiss.
Sag mir, was du von mir denkst und
ob du hälst, was du versprichst.
Es müsste längst als Kleingedrucktes
in meiner Umarmung stehen:
Was ich mit dir machen will,
geht nur mit dir alleine.
Es müssten längst die Schallwellen
der Durchsagen durchs Stadion wehen:
Was ich mit dir machen will,
heißt vielleicht, dass ich bleibe.
Ich will mit dir
ein Back-Up von deinem Laptop machen,
Vier gewinnt spielen und verlieren,
jeden guten Film verpassen,
in unbequemen Schuhen spazieren.
Ich will mit dir
Was-wir-eh-nicht-machen buchen,
schief in der Konzert-Crowd singen,
im Park verlorene Handys suchen,
Duschvorhänge neu anbringen.
Was wird denn nun mit uns? Ah, ich weiß es noch nicht.
Doch ich sitz gern auf deinem Beifahrersitz.
Hey, sagst du mir Bescheid, wenn du Zeit hast für mich?
Dann setz ich mich auf meinen Beifahrersitz!
Ich geb dir gerne alles, sag mir, reicht das für dich?
Hast du noch Platz auf deinem Beifahrersitz?
Ich warte auf dich, bis du bereit dafür bist.
Ich will für immer deinen Beifahrersitz.
Siehst du mir es denn gar nicht an?
Dass ich gar nicht anders kann,
als zu denken: Wo kommst du denn her?
Wann nimmst du meine Hand?