Peter Maffay
Riesen-Glück
Daß die Sonne sich verdunkelt, hatte man schon oft gesehen
Daß die Vögel nicht mehr flogen, war vielleicht noch zu verstehn
Daß es plötzlich kälter wurde, lag gewiß am Abendlicht;
Doch das dumpfe Beben, das näher kam, verstand man einfach nicht

Man verkroch sich in den Häusern, niemand schlief in dieser Nacht
Nur die Kinder wurden eilig mit einem Trunk zur Ruh gebracht
Doch man hatte eins vergessen, und als keine Zeit mehr blieb
Hörte man es singen am Straßenrand, und es sang sein Lieblingslied

Riesen sind nur halb so groß, sind ja lange Zwerge bloß
Riesen haben Riesenangst, wenn man ihnen auf der Nase tanzt

Da erzitterte die Erde, und es zog ein Sturm herauf
Und die Menschen in den Häusern gaben alle Hoffnung auf
Dieses Kind war längst verloren. Das war nun für alle klar
Denn es ahnte niemand in der Not, was da draußen geschehen war

Und dann trat er aus den Wäldern, der gefürchtete Gigant
Einen Baum von hundert Jahren knickte er mit einer Hand
Und er sah das kleine Wesen, das ihn nicht zu fürchten schien
Langsam kniete er sich zu dem Kind (hinab) und es sang sein Lied für ihn

Riesen sind nur halb so groß, sind ja lange Zwerge bloß
Riesen haben Riesenangst, wenn man ihnen auf der Nase tanzt