Prezident
Menschenfreund II
Stell dir vor: ein Hotel in der Wüste in den Südstaaten
Ich geh' früh schlafen - also morgens früh schlafen
Lieg' nur da, es ist verdammt heiß und schwül und
Wirklich jetzt als würd' ich durch ein verstopftes Ventil atmen
Und Schlaf lässt auch sich warten
Ich mach mir das letzte verfügbare brühwarme Bier klar
"Schönen Abend", tönt es aus dem Türrahmen
"Du hast doch nicht ernsthaft vor mir fliehen wollen
Du Grünschnabel?"
Für wahr, da steht er. Der scheiß leibhaftige Gehörnte
Mit seinem fetten hundert Kilo schweren
Eins achtzig großen Körper
Und gibt sich ironisch - neben Lederjacke, Lederschuhe
Trägt er ein enges T-Shirt auf dem steht:
"Was würde Jesus tun?"
Alles in Allem ein erbärmlicher Auftritt
Zurück gegelte Haare, geschmackloses Outfit
Ganz klar: der Typ ist eine ziemliche Pfeife
Doch das Problem ist ein wenig steh' ich beim ihm in der Kreide
Er hat mir einmal aus der Patsche geholfen
Und diese Schuld hab' ich bis heute nicht so ganz abgegolten
Und deshalb sitzt der Geier mir im Nacken und
Grinst bis über seine beiden unrasierten Backen
Und sagt: "Mach dir nichts draus, hör nicht auf das Geschwätz
Die Seele wird überschätzt und Geschäft ist Geschäft."
Guck, du dealst mit dem Teufel und irgendwann resignierst du
Und dann vollzieht sich der Handel und deine Seele fliegt ihm zu
Und irgendwie bin ich erleichtert, als sie weg ist
Ich bin enspannt, mir geht es weniger dreckig
Und er lächelt selig, so hätt' er g'rade erst gefickt
Hat er ja auch, sozusagen, ohne Frage, nämlich mich
Er bietet mir 'ne Kippe an und weil ich ahne
Dass es das noch nicht gewesen ist
Rauch' ich, schweig' ich, warte ab
Dann grinst er: "Du sitzt ja tief in der Scheiße."
Und lässt sein' Blick, wie zum Beweis, über mich gleiten
"Ich nehme an du bist pleite
Und ich weiß nicht recht, doch vielleicht wüsst' ich da was, weißte?"
Er beugt sich nach vorn und flüstert ganz leise:
"Gleich nebenan könntest du richtig was reißen
Und dir vier Riesen holen, völlig ohne Risiko
Es reicht, wenn du die Knarre mitnimmst und die Zwei mit ihr bedrohst
'Ne Frau und 'n Kind. Keiner weiß, dass sie hier sind
Und ich vertraue ihm blind
Ich mein', was bleibt mir sonst übrig
Und als wollt' er sagen: "Ne, die Sache hat keinen Haken."
Hebt er die Arme und ich krame in der Nachttischschublade
Hör "Nichts zu danken" und warte, dass er endlich verschwindet
Um mal durchzuatmen, nur um Ruhe vor dem Sturm zu haben
Dann geht er wirklich: "So, ich lass dich mal alleine, wa? Trödel nicht. Hörst du mich? Schlag zu, bevor sie weiterfahren."
Ich schlafe ein - wache auf, hab keinen Plan wie spät es ist
Ich sehe lediglich, dass es schon hell wird
Scheiße aber auch,ist vielleicht acht, ich leg die Knarre auf den Tisch
Stell' den Wasserhahn so kalt es geht und wasch' mir das Gesicht
Trockne mich nicht ab, zieh' dieses scheiß enge T-Shirt an
Schleich zum Zimmer nebenan, so scheiß leise wie ich kann
Dann trete ich die Tür ein, die Alte ist - gut so - im Bett
Doch sie schläft nicht, sie guckt von 'nem Buch hoch
Und so als hätt' sie hier die halbe Nacht auf mich gewartet
Und sie lächelt grad, als ich sie mit der Waffe niederschlage
Und frage wo das Geld ist. Ruhig und beinah' abgebrüht
Gibt sie als Antwort: "Unterm Bett in einer weißen Plastiktüte."
Sie blutet überm Auge, langsam tropft der rote Saft aufs Kissen
Sie hat was von Schneewittchen, so vornehm blass
Ich schau' ins Buch und plötzlich zieht sich meine Brust zusammen
Ohne dass ich wüsste warum, löst sich ein Schuss und dann
Pack' ich die Tüte, renn' so schnell ich kann zum Wagen
Um mit Höchstgeschwindigkeit zur Hölle und zurück zu fahren