Udo Jürgens
Vogel im Käfig
Ein leuchtender Tag, voll Sonne und Duft
Nach Freiheit und Weite Entspannte Zeiten
Am Himmel da seh' ich in flimmernder Luft
Die Vögel wie schwerelos gleiten
Ich geh' durch die Straßen, ein Fenster steht auf
Dahinter ein Käfig aus Gitterstäben
Der Vogel darin blickt verloren hinauf
Wie gern würd' auch er mit den ander'n so schweben
Ich spür' meine heitere Stimmung vergeh'n
Einen Vogel im Käfig mag ich nicht seh'n
Der Vogel im Käfig, ich bin ihm verwandt
Ich halt' viele Träume in mir gefangen
Hab manche Gedanken ins Schweigen verbannt
Und manche Sorgen ganz dunkel verhangen
Doch ich will nicht mein eign'er Gefangener sein
Sonst find' ich das Morgen nicht, bleib' im Heute
Mein Denken, mein Handeln, mich selbst zu befrei'n
Nur das ist der Schlüssel zum Flug in die Weite
Mit freien Gedanken kann Großes gescheh'n
Einen Vogel im Käfig mag ich nicht seh'n
Der Weitblick des Vogels hoch oben im Flug
Ist Vorbild zur Sicht auf das eigene Leben
Um zu erkennen, was Wahrheit, was Trug
Und dem, was hier wirklich zählt, Raum zu geben
Mit Abstand sich seh'n, aus der höheren Sicht
Fällt schwer im Gefängnis aus Alltagszwängen
Doch Weitsicht hat nur, wer die Gitter zerbricht
Die unsichtbar uns're Gedanken beengen
Wo du frei bist, dorthin soll'n die Winde dich weh'n
Einen Vogel im Käfig mag ich nicht seh'n