Joey Bada$$
Rezension: Joey Bada$$ - 1999
And they told me not to be so complex. Dumb it down to accomplish articles in Complex.Das Complex Magazine hat eine Liste der 25 besten Rapper, die 25 Jahre oder jünger sind, veröffentlicht. Joey Bada$$ landete dort auf dem 17. Platz, obwohl er sein erstes Mixtape gerade erst veröffentlicht hat. Songs wie „Survival Tactics“, „Hardknock“ und das Mac-Miller-Feature „America“ brachten ihm jedoch vorab schon viel Aufmerksamkeit und Lob (unter anderem outete sich Big K.R.I.T. als Fan). Auch die beiden übrigen Rapper auf dem Song „America“ haben es in die Complex-Liste geschafft, Casey Veggies mit seinen 18 Jahren auf Platz 22, Mac Miller (20 Jahre) ist sogar in den Top Ten gelandet. Angeführt wird die Liste übrigens vom 25-jährigen Drake.Since nine five, momma been working nine five.Joey Bada$$ rappt hier tatsächlich von seinem Geburtsjahr: 1995 geboren, also gerade einmal 17 Jahre alt, hat er noch acht Jahre Zeit, um sich an die Spitze der Liste zu kämpfen und Drake zu verdrängen. Doch Joey klingt hier nicht wie ein Teenager und die immer wieder gezogenen Vergleiche mit Tyler, The Creator oder Earl Sweatshirt von der OF-Posse sind daher auch völlig fehl am Platz. Zwar ist auch Joey Teil einer Crew - nämlich der Pro. Era - und lässt alle Mitglieder im finalen zwölfminütigen Stück „Suspect“ zu Wort kommen (ähnlich wie Odd Future bei ihrem Posse-Cut „Oldie“), doch herrscht hier nicht der jugendliche Übermut und Wahnsinn, für den Odd Future bekannt sind. Stattdessen agiert Joey Bada$$ deutlich entspannter und abgeklärter, als man es von einem 17-jährigen erwartet hätte.Traded in my Nikes for a new mic. I guess it’s safe to say he sold soles for his new life.Auch wenn er schon als Hoffnungsträger und Zukunft des Hip Hop gehandelt wird, auf seinem ersten Mixtape beschäftigt sich Joey Bada$$ eher mit der Vergangenheit des Hip Hop, ohne allerdings in die Retro-Falle zu tappen. Schon der Titel ist aufschlussreich: 1999 als das letzte Jahr in der goldenen Dekade des Hip Hop, für Joey ein „‘last hope’ type of thing“. Neben Nas, Jay-Z und B.I.G. gehört MF Doom zu seinen Lieblingskünstlern, für zwei Songs verwendete er Beats der Produzentenlegende. Auch bei anderen Größen wie J Dilla, Lord Finesse und Statik Selektah hat er sich bedient, zeigt aber, dass er auch über experimentellere Beats wie „Killuminati“ von Knxwledge bestechend gut rappen kann. Wer also auf Eastcoast-Rap, auf „Illmatic“ von Nas, gute Wortspiele, nachdenklich-melancholische Momente („Waves“, „Hardknock“) aber auch kampflustigere Tracks („Survival Tactics feat. Capital STEEZ“) steht, sollte „1999" definitiv eine Chance geben. Zumal es kostenlos ist.They don't feel the name. But they say that music dope though.Der Künstlername und vor allem die zwei Dollar-Zeichen darin sind tatsächlich blöd. Allerdings kann ich mich Joeys Rat, der sich früher übrigens JayOhVee nannte, nur anschließen: „Fuck it. It’s not really about the name. Just listen to the music.“