Franz Schubert
Morgengruß
Guten Morgen, schöne Müllerin!
Wo steckst du gleich das Köpfchen hin
Als wär' dir was geschehen?
Verdrießt dich denn mein Gruß so schwer?
Verstört dich denn mein Blick so sehr?
So muß ich wieder gehen

O laß mich nur von ferne stehn
Nach deinem lieben Fenster sehn
Von ferne, ganz von ferne!
Du blondes Köpfchen, komm hervor!
Hervor aus eurem runden Thor
Ihr blauen Morgensterne!

Ihr schlummertrunknen Äugelein
Ihr thaubetrübten Blümelein
Was scheuet ihr die Sonne?
Hat es die Nacht so gut gemeint
Daß ihr euch schließt und bückt und weint
Nach ihrer stillen Wonne?

Nun schüttelt ab der Träume Flor
Und hebt euch frisch und frei empor
In Gottes hellen Morgen!
Die Lerche wirbelt in der Luft
Und aus dem tiefen Herzen ruft
Die Liebe Leid und Sorgen