Jacques Brel
Der Nächste
Nackig, frierend, die Lenden versteckt unterm Handtuch der Armee
Einer flucht, ein anderer schwankt, so als wär' er aus Gelee
Der Nächste! Der Nächste!
Ein armseliger Aufmarsch, wir schlichen Mann an Mann
Ganz nackt in Reih und Glied, bis wider'n Schichtwechsel kam
Der Nächste! Der Nächste!
Ich war noch Rekrut, angetreten zum Appell
Die Armee gab 'ne Runde Puff aus im Dienstbordell
Der Nächste! Der Nächste!

Was war ich so gierig auf'n echten Hautkontakt
Mal auf'n Wort, mal auf'n Blick - doch dann war alles plötzlich nackt
Der Nächste! Der Nächste!
Lampions und Fähnchen am Lastwagenpuff
Und ein Furz, "Fass dich kurz!", gröhlt der Leutnant im Suff
Der Nächste! Der Nächste!
Von da ab an die Front, in den süßen Fleischgestank
Nackter Fetzen, off'ner Glieder und wenn einer niedersank
Der Nächste! Der Nächste!
Ich schwör' bei der roten Eichel von meinem ersten Siff
Dass mich jetzt dieser Aufruf noch wie ein Hammer trifft
Der Nächste! Der Nächste!

Diese Stimme hart von Fusel, vom Bad im Dreck und Wut
Dann kommt's mir wieder hoch und es riecht nach frischem Blut
Der Nächste! Der Nächste!
Und wenn ich mal im Bett lieg' mit irgendeiner Frau
Hör' ich noch das Kommando und ich fühl mich wie 'ne Sau
Der Nächste! Der Nächste!
Wo irgendwann in meineen Hirn die Lust nach Körper war
Da liegen Leib an Leib nur off'ne Leiche da
Und vor mir läuft ein Nackter, und ein Nackter hinter mir
Ein Treffer und es spritzt, dann schreit der Offizier:
"Der Nächste! Der Nächste!"
Ich reiß' mir irgendwann mein Glied raus und ramm' es mir in' Hals -
Geht das denn nie mehr weg? Bin ich denn niemand als
Der Nächste! Der Nächste!?