Herman van Veen
Schön bin ich nicht
Wie kannst du von dir sagen
Nein, schön bin ich nicht?
Stell dich vor einen Spiegel
Und hör, was er spricht

Du hast Augen, die nicht tot sind
Nicht von Stumpfheit bedroht sind
Die vor Blendern nicht kneifen
Das Belangreiche begreifen
Und den Rest glatt übersehn

Du hast warme, wache Augen
Die verwirren, manchmal irren
Niemals einseitig betrachten
Und statt blindlings zu verachten
Auch mal liebevoll verstehn
Von solchen Augen
Wird man gern gesehn

Ein Foto aus dem Album
Mit dir im Gegenlicht
Für eine hunderstel Sekunde
Erstarrt dein Gesicht

Denn du hast Lippen, die sich sträuben
Gegen ein aufgesetztes Lächeln
Die immer ehrlich bleiben
Sich einfach zu verziehen
Liegt ihnen fern
Von deinen Lippen ist dein Wesen
Ungeschminkt abzulesen
Sie zeigen mir zumindest
Was du zur Zeit empfindest
Ohne sich zu sperrn
An solchen Lippen
Häng ich gern
Ob du dir manchmal ausmalst
Was du in dir birgst
Was du auf andere ausstrahlst
Wie du auf Menschen wirkst
Lass die Jahre nur verstreichen
Du willst dich doch nicht vergleichen
Mit den Larven, Sternschnuppen
Die sich allzu bald entpuppen
Als Schale ohne Kern
Du brauchst dich gar nicht aufzuputzen
Kein Make-Up zu benutzen
Du kannst ohne Skrupel wagen
Haar und Kleider so zu tragen
Dass sie sagen: unmodern
Na und, hab sie doch alle gern

Wie kannst du von dir sagen
Nein, schön bin ich nicht?
Stell dich vor einen Spiegel
Und hör, was er spricht