Rainer Maria Rilke
Agnus Dei
Es sucht das Lamm die Bitterkeit der Heide
Zieht Salz dem Zucker vor auf seiner Weide
Sein Schritt wird laut im Staub
Daß ich ihn nicht vom Regen unterscheide

Will es sein Ziel, so ist nichts anzufangen
Kopfstoßend starr stemmt es sein Verlangen
Dann blökt es seiner Mutter zu, der bangen

Lamm Gottes, das der Menschen Heil beginnt
Lamm Gottes, das uns zählt und kennt und findt
Lamm Gottes, sieh, erbarm dich dessen, was wir sind

Gib uns den Frieden, nicht den Krieg bescher
Lamm, schrecklich in des rechten Zornes Wehr
O du einz'ges Lamm, Gott und Gottvaters Einziger