Gerhard Schöne
Das weiße Band
An manchen Autos weht heute ein schlohweißes Band
Das ist das Zeichen der Leute
Die nichts hält mehr im Land
Die uns signalisieren
Dass sie kapitulieren
Dass es nun aufgeben hier noch zu leben!
Trotzig flattert die Binde
Wie ein Vorwurf im Winde
Ich schwöre mir heimlich und leis'
Nie hisse ich weiß!
Ein schwarzes Band werd' ich hissen
Ich leg' Trauer an
Um alle die uns verließen
Und noch gehn irgendwann
Die sich gern mit uns stritten
Mit uns lachten und litten
Die das Fernweh fortwehte
Die der Wohlstand verdrehte
Die 'ne Lippe riskierten, irgendwann resignierten
Und zogen den trennenden Strich –
Um die traure ich!
Ein graues Band muss ich tragen
Wie ein aschendes Kleid
Werd' nach den Gründen mich fragen –
Warum kam es so weit?
Vielleicht sind wir mit schuldig
Sind zu lasch, zu geduldig
Leben nicht überzeugend
Fremden Willen uns beugend
Statt uns wild aufzubäumen
Bleiben klein selbst in Träumen
Und unsre geschlossene Tür
Ist ein Grund dafür!
Ein rotes Band lass' ich wehen
Dass heißt ich bleib hier
Man kann es nicht übersehen
Damit sage ich dir:
Ich will hier was bewegen
Mich zu Ruhe nicht legen
Nicht die Freunde verlieren
Sie mit Mut infizieren!
Wenn ich fall' mich erheben
Und es noch nicht aufgeben
Das Salz auf dem Brot will ich sein –
Nicht Zucker im Wein!
Vielleicht knüpf' ich noch ein grünes Band –
Wie find'st du das?
So ein verwegenes, kühnes
Wie das Unkraut, das Gras
Grün kann Hoffnung anstiften
Lässt sich nie ganz vergiften
Quillt aus Ritzen und Mauern
Wird sie einst überdauern!
Es blüht auf und vermehrt sich
Ja – es wuchert und wehrt sich
Es tut meinen Augen so gut
Und macht wieder Mut!