Gerhard Schöne
Unterm dach
Das ist mein Zimmer unter dem Dach
Da singt manchmal der Wind, hält der Regen dich wach
Du wirst mit der Liebsten von Mondlicht bedeckt
Und früh von den Spatzen und Tauben geweckt
Ausgetretene Stufen fahr'n Dich bis zur Tür
Von Namensschilder vernarbt, keiner wohnt lange hier
Das Klo halbe Treppe das Wasser im Flur
Der Komfort dieser Bleibe ist and'rer Natur
Der Korb mit dem Tee und den Gläser darin
Das Brett mit den Zetteln und Photographien
Der Balken mit Nagel und Handtuch daran
Die Stifte, die Pinsel, der Strauß Löwenzahn
Das ist mein Zimmer unter dem Dach
Da singt manchmal der Wind, halt der Regen dich wach
Du wirst mit der Liebsten von Mondlicht bedeckt
Und früh von den Spatzen und Tauben geweckt
Am Abend wenn's schwül wird, flieh'n wir das Gemach
Und steigen durch's Fenster hinaus auf das Dach
Dann schauen wir nach unser'm Dachkräuterbeet
In die Dachrinne haben wir Schnittlauch gesät
Da sitzen wir manchmal und spielen eins auf
Vom Fluß klingt das Tuten der Schlepper herauf
Am Güterbahnhof werden Züge rangiert
Ein Alter führt unten den Hund durch's Geviert
Das ist mein Zimmer unter dem Dach
Da singt manchmal der Wind, halt der Regen dich wach
Du wirst mit der Liebsten von Mondlicht bedeckt
Und früh von den Spatzen und Tauben geweckt
Die hölzernen Dielen sprechen zu Dir
In den Schränken riecht man noch das Mottenpapier
Vaters alte Maschine tippt immer noch treu
Auch das Bett hat Geschichte, nur das Laken ist neu
Der Duft hier nach Tabak und manchmal nach Wein
Das Zimmer kann Zuflucht und Arbeitsplatz sein
Die schrägen Wande - ein bergendes Zelt
Das Fenster zum Himmel die Türe zur Welt