[Songtext zu „Emigranten-Choral“]

[Intro]
Emigranten-Choral, 1933

[Strophe 1]
Werft eure Herzen über alle Grenzen!
Und wo ein Blick grüßt, werft die Anker aus!
Zählt auf der Wand'rung nicht nach Monden und nach Lenzen
Starb eine Welt, ihr sollt sie nicht bekränzen!
Schärft das euch ein und sagt: „Wir sind zu Haus“
Baut euch ein Nest! Vergeßt! Vergeßt!
Was man euch aberkannt und euch gestohlen!
Kommt ihr von Isar, Spree und Waterkannt
Was gibt's da heut zu holen?

[Refrain]
Die ganze Heimat und
Das bißchen Vaterland
Die trägt der Emigrant
Von Mensch zu Mensch
Von Ort zu Ort
An seinen Sohlen
In seinem Sacktuch
Mit sich fort
[Strophe 2]
Tarnt euch mit Scheuklappen, mit Mönchskapuzen!
Den Schädel drunter wird man euch zerbeulen!
Ihr seid gewarnt: Das Schicksal läßt sich nicht uzen
Wir woll'n uns lieber mit Hyänen duzen
Als drüben mit den Volksgenossen heul'n!
Ich hört' sie schrei'n und sagte: „Nein!“
Ging über'n Rhein zur Nacht auf leisen Sohlen
Sie hätten dir, so sagt mir mein Varstand
„Die Fahne hoch“ zu singen, Gott, befohlen

[Refrain]
Doch solche Heimat und
Ein solches Vaterland
Die trägt kein Emigrant
Von Mensch zu Mensch
Von Ort zu Ort
An seinen Sohlen
In seinem Sacktuch
Mit sich fort

[Strophe 3]
Werft eure Hoffnung über neue Grenzen!
Reißt euch die alte aus wie'n hohlen Zahn!
Es ist nicht alles Gold, wo Uniformen glänzen!
Soll'n sie verleumden, sich vor Wut besprenzen
Sie spucken Hass in einen Ozean!
Laßt sie allein beim Rachespei'n!
Bis sie erbrechen, was sie euch gestohlen!
Haus, Hof und Acker, Berg und Waterkant
Der Teufel mag sie holen!
[Refrain]
Die ganze Heimat
Daß bißchen Vaterland
Das trägt der Emigrant
Von Mensch zu Mensch
Landauf, landab
Und wenn sein Lebens-
Visum abläuft
Mit ins Grab