Johann Wolfgang von Goethe
Selige Sehnsucht
Sagt es niemand, nur den Weisen
Weil die Menge gleich verhöhnet
Das Lebend'ge will ich preisen
Das nach Flammentod sich sehnet
In der Liebesnächte Kühlung
Die dich zeugte, wo du zeugtest
Überfällt dich fremde Fühlung
Wenn die stille Kerze leuchtet
Nicht mehr bleibest du umfangеn
In der Finsternis Beschattung
Und dich rеißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung
Keine Ferne macht dich schwierig
Kommst geflogen und gebannt
Und zuletzt, des Lichts begierig
Bist du, Schmetterling, verbrannt
Und so lang du das nicht hast
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde