Johann Wolfgang von Goethe
Aus Pandora
Wer von der Schönen zu scheiden verdammt ist,
Fliehe mit abgewendetem Blick
Wie er, sie schauend, im Tiefsten entflammt ist,
Zieht sie, ach! reißt sie ihn ewig zurück.
Frage dich nicht in der Nähe der Süßen:
Scheidet sie? scheid ich? Ein grimmiger Schmerz
Fasset im Krampf dich, du liegst ihr zu Füßen,
und die Verzweiflung zerreißt dir das Herz.
Kannst du dann weinen und siehst sie durch Tränen
Fernende Tränen, als wäre sie fern:
Bleib! Noch ists möglich! Der Liebe, dem Sehnen
Neigt sich der Nacht unbeweglichster Stern.
Fasse sie wieder! Empfindet selbander
Euer Besitzen und euren Verlust!
Schlägt nicht ein Wetterstrahl euch auseinander,
Inniger dränget sich Brust nur an Brust.
Wer von der Schönen zu scheiden verdammt ist,
Fliehe mit abgewendetem Blick
Wie er, sie schauend, im Tiefsten entflammt ist,
Zieht sie, ach! reißt sie ihn ewig zurück.