Johann Wolfgang von Goethe
Paramour (Die Leidenschaft Bringt Leiden)
Die Leidenschaft bringt Leiden! - Wer beschwichtigt
Beklommnes Herz, das allzuviel verloren?
Wo sind die Stunden, überschnell verflüchtigt?
Vergebens war das Schönste dir erkoren!
Trüb ist der Geist, verworren das Beginnen;
Die hehre Welt, wie schwindet sie den Sinnen!
Da schwebt hervor Musik mit Engelschwingen
Verflicht zu Millionen Tön um Töne
Des Menschen Wesen durch und durch zu dringen
Zu überfüllen ihn mit ewger Schöne;
Das Auge netzt sich, fühlt im höhern Sehnen
Den Doppelwert der Töne wie der Tränen
Und so das Herz erleichtert merkt behende
Daß es noch lebt und schlägt und möchte schlagen
Zum reinsten Dank der überreichen Spende
Sich selbst erwidernd willig darzutragen
Da fühlte sich - o daß es ewig bliebe! -
Das Doppelglück der Töne wie der Liebe