Johann Wolfgang von Goethe
Selbstbetrug
Der Vorhang schwebet hin und her
Bei meiner Nachbarin
Gewiß sie lauschet überquer
Ob ich zu Hause bin

Und ob der eifersücht'ge Groll
Den ich am Tag gehegt
Sich, wie er nun auf immer soll
Im tiefen Herzen regt

Doch leider hat das schöne Kind
Dergleichen nicht gefühlt
Ich seh', es ist der Abendwind
Der mit dem Vorhang spielt