auch wohl zu tragieren nach Ostern,
vom Pater Brey dem falschen Propheten
Zu Lehr Nutz und Kurzweil
gemeiner Christenheit insonders Frauen
und Jungfrauen zum goldnen Spiegel.
Würzkrämer
(in seinem Laden) Junge! hol mir die Schachtel dort droben Der Teufels Pfaff hat mir alles verschoben. Mir war mein Laden wohl eingericht Fehlt' auch darin an Ordnung nicht Mir war eines jeden Platz bekannt Die nötigst War stund bei der Hand Tobak und Kaffee, ohn' den der Tag Kein Höckerweib mehr leben mag Da kam ein Teufels Pfäfflein ins Land Der hat uns Kopf und Sinn verwandt Sagt wir wären unordentleich An Sinn und Rumor den Studenten gleich Könnt unsre Haushaltung nicht bestehen Müßten alle ärschlings zum Teufel gehen Wenn wir nicht täten seiner Führung Uns übergeben und geistlicher Regierung. Wir waren Burgersleut guter Art Glaubten dem Kerl auf seinen Bart Darin er freilich hat nicht viel Haar Wir waren betört eben ganz und gar Da kam er denn in den Laden herein, Sagt: verflucht! das sind mir Schwein Wie alles durcheinander steht? Müßt's einrichten nach dem Alphabet. Da kriegt er mir meinen Kasten Kaffee Und setzt mir ihn oben auf ins C Und stellt mir die Tobaksbüchsen weg Dort hinten ins T. zum Teufelsdreck Kehrt eben alles drüber und drunter Ging weg und sprach: so besteh's jetzunder. Da macht' er sich an meine Frauen Die auch ein bißchen umzuschauen Ich bat mir aber die Ehr auf einandermal aus Und so schafft' ich mir'n aus dem Haus. Er hat mir's aber auch gedacht Und mir einen verfluchten Streich gemacht Sonst hielten wir's mit der Nachbarin Ein altes Weib von treuem Sinn Mit der hat er uns auch entzweit Man sieht sie fast nicht die ganze Zeit Doch da kommt sie so eben her
Nachbarin kommt
Würzkrämer
Frau Nachbarin, was ist ihr Begehr?
Sibilla
(die Nachbarin)
Hätte gern für zwei Pfenning Schwefel und Zunder
Würzkrämer
Ei sieh, 's ja ein großes Wunder Daß man nur einmal hat die Ehr
Sibilla
Ei der Herr Nachbar braucht einen nicht sehr
Würzkrämer
Red sie das nicht. Es war ein Zeit Da wir waren gute Nachbarsleut Und borgten einander Schüsseln und Besen Wär' auch alles gut gewesen Aber vom Pfaffen kommt der Neid Mißtraun, Verdruß und Zwistigkeit
Sibilla
Redt er mir nichts übern Herrn Pater Er ist im Haus' als wie der Vater Hat über meine Tochter viel Gewalt Zeigt ihr wie sie soll werden klug und alt Und ist ein Mensch von viel Verstand Hat auch gesehn schon manches Land
Würzkrämer
Aber bedenkt sie nicht dabei Wie sehr gefährlich der Pfaff ihr sei? Was tut er an ihrer Tochter lecken An fremden verbot'nen Speisen schlecken? Was würd' Herr Balandrino sagen Wenn er zurückkäm' in diesen Tagen Der in Italia zu dieser Frist Unter'n Dragonern Hauptmann ist Und ist ihrer Tochter Bräutigam Nicht blöckt und trottelt wie ein Lamm?
Sibilla
Herr Nachbar er hat ein böses Maul Er gönnt dem Herrn Pater keinen blinden Gaul. Mein Tochter, die ist in Büchern belesen Das ist dem Herrn Pater just sein Wesen Auch redt sie verständig allermeist Von ihrem Herzen wie sies heißt.
Würzkrämer
Frau Nachbarin, das ist alles gut Eure Tochter ist ein junges Blut Und kennt den Teufel der Männer Ränken Warum sie sich an die Maidels henken Die ganze Stadt is voll davon.
Sibilla
Lieber Herr Nachbar, weiß alles schon Meint er denn aber Herr, beim Blut, Daß mein Maidel was böses tut?
Würzkrämer
Was böses? davon ist nicht die Red Es ist nur aber die Frag, wies steht. Sieht sie, ich muß ihr deutlich sagen Ich stund ungefähr dieser Tagen Hinten am Holunderzaun Da kam mein Pfäfflein und Maidelein traun Gingen auf und ab spazieren Täten einander umschlungen führen Täten mit Äugleins sich begaff ein Einander in die Ohren raffeln Als wollten sie eben allsogleich Miteinander ins Bett oder ins Himmelreich.
Sibilla
Davor habt ihr eben keine Sinnen Ganz geistilich ist sein Beginnen Er ist von Fleischbegierden rein Wie die lieben Herzengelein. Ich wollt, ihr tätet ihn nur recht kennen Würdet ihn gern einen Heiligen nennen.
Frau Sibilla die Nachbarin ab
Balandrino
(der Dragoner-Hauptmann tritt auf und spricht) Da bin ich nun durch viele Gefahr Zurückgekehrt im dritten Jahr Hab in Italia die Pfaffen gelaust Und manche Republik gezaust. Bin nur jetzt von Sorgen getrieben Wie es drinne steht mit meiner Lieben. Und ob wie in der Stadt man sagt Sie sich mit einem Teufels-Pfaffen behagt. Will doch gleich den Nachbar fragen War ein redlich Kerl in alten Tagen
Würzkrämer
Herr Hauptmann, seid ihr's? Gott sei Dank Haben euch halt erwart solang
Hauptmann
Ich bin freilich lang geblieben Wie habt ihrs denn die Zeit getrieben?
Würzkrämer
So bürgerlich. Eben leidlich dumm.
Hauptmann
Wie stehts in der Nachbarschaft herum ? Ists wahr –
Würzkrämer
Seid ihr etwa schon vergift? Da hat einer ein bös Eh gestift.
Hauptmann
Sagt, ists wahr mit dem Pfaffen?
Würzkrämer
Herr ich hab nichts mit dem Mist zu schaffen Aber soviel kann ich euch sagen Ihr müßt nit mit Feuer und Schwert drein schlagen.
Müßt erst mit eignen Augen sehn Wies drinnen tut im Haus' hergehn. Kommt nur in meine Stube nein So eben fällt ein Schwank mir ein. Laßt euchs unangefochten sein Eure Braut ist ein gutes Ding Und der Pfaff nur ein Däumerling. (sie gehen ab)
Wird vorgestellt der Frau Sibilla Garten. Treten auf: das Pfäfflein und Leonora, sich an Händen führend.
Pfaff
Wie ist doch heut der Tag so schön! Gar lieblich ists spazieren zu gehn.
Leonora
Wie schön wird nicht erst sein der Tag Da mein Balandrino kommen mag?
Pfaff
Wollt euch wohl gönnen die Herzensfreude! Doch wir sind indes beisammen heute Und ergötzen unsere Brust Mit Freundschaft und Gesprächeslust
Leonora
Wie wird euch Balandrino schätzen An eurem Umgang sich ergötzen Erkennen euer edel Geblüt Frei und liebevolles Gemüt. Und wie ihr wollet allen gut Niemals zuviel noch zu wenig tut.
Pfaff
O Jungfrau, ich mit Seel und Sinn Auf immerdar dein eigen bin Und den du Bräutigam tust nennen Mög er so deinen Wert erkennen! O himmlisch glücklich ist der Mann Der dich die Seine nennen kann, (sie gehn vorüber)
Tritt auf Balandrino der Hauptmann verkleidet in einen alten Edelmann, mit weißem Bart und Ziegenperücke und der Würzkrämer
Würzkrämer
Hab euch nun gesagt des Pfaffen Geschicht Wie er alles nach seinem Gehirn einricht Wie er will Berg und Tal vergleichen Alles Rauhe mit Gips und Kalk verstreichen Und endlich malen auf das Weiß iss Sein Gesicht oder seinen Steiß.
Hauptmann
Wir wollen den Kerl gewaltig kurieren Und über die Ohren in Dreck nein führen Geht jetzt ein bißchen nur bei Seit
Würzkrämer
Wenn ihr mich braucht, ich bin nicht weit (geht ab)
Hauptmann
Ho! Holla! ho!
Sibilla
Welch ein Geschrei?
Hauptmann
Treff ich nicht hier den Pater Brey?
Sibilla
Er wird wohl in dem Garten sein Ich schick ihn Ihnen gleich herein (ab)
Der Pfaff
(tritt auf und spricht) Womit kann ich dem Herren dienen?
Hauptmann
Ich bin so frei, mich zu erkühnen Den Herrn Pater hier aufzutreiben Sie müssens Ihrem Ruf zuschreiben. Ich habe soviel guts vernommen Von vielen die da und dorther kommen Wie Sie überall haben genug Der Menschen Gunst und guten Geruch Wollt Sie doch eiligst kennen lernen. Aus Furcht, Sie möchten sich bald entfernen.
Pfaff
Mein lieber Herr, wer sind Sie dann?
Hauptmann
Ich bin ein reicher Edelmann Habe gar viel Gut und Geld Die schönsten Dörfer auf der Welt Aber mir fehlts am rechten Mann Der all das gubernieren kann. Es geht, geht alles durcheinander Wie Mäusedreck und Koriander Die Nachbarn leben in Zank und Streit Unter Brüdern ist keine Einigkeit Die Mägde schlafen bei den Buben Die Kinder hofieren in die Stuben Ich fürcht, es kommt der jüngste Tag
Pfaff
Ach da wird alles gut darnach
Hauptmann
Ich hätt's eben noch gern gut vorher Drum verlanget mich zu wissen sehr Wie Sie denken, ich sollt's anfangen
Pfaff
Können nicht zu Ihrem Zweck gelangen Sie müssen denn einen Plan disponieren Und den mit Festigkeit vollführen. Da muß alles kalkuliert sein Da darf kein einzig Geschöpf hinein Mäus' und Ratten, Flöh und Wanzen Müssen alle beitragen zum Ganzen.
Hauptmann
Das tun sie jetzt auch, ohne Kunst.
Pfaff
Doch ist das nicht das recht', mit Gunst, Es geht ein jedes seinen Gang Doch so ein Reich, das dauert nicht lang. Muß alles ineinander greifen Nichts hinüber herüber schweifen Das gibt alsdenn ein Reich, das hält Im schönsten Flor bis ans End' der Welt.
Hauptmann
Mein Herr, ich hab hier in der Näh Ein Völklein da ich gerne säh Wenn eure Kunst und Wissenschaft Wollt da beweisen ihre Kraft. Sie führen ein Sodomitisch Leben Ich will sie eurer Aufsicht übergeben Sie reden alle durch die Nasen Haben Wänste sehr aufgeblasen Und schnauzen jeden Christen an Und lauf en davon vor jedermann.
Pfaff
Da ist der Fehler, da sitzt es eben Sobald die Kerls wie Wilde leben Und nicht betulich und freundlich sind Doch das verbessert sich geschwind. Hab ich doch mit Geistesworten Auf meinen Reisen aller Orten Aus rohen ungewaschnen Leuten Die lebten wie Juden Türken und Heiden Zusammengebracht eine Gemein Die lieben wie Maienlämmelein Sich und die Geistesbrüderlein.
Hauptmann
Wolltet ihr nicht gleich hinaus reiten? Der Herr Nachbar soll euch begleiten.
Pfaff
Der ist sonst nicht mein guter Freund
Hauptmann
Herr Pater! mehr als ihr es meint.
(sie gehen ab)
Hauptmann
(kommt zurück und spricht:) Nun muß ich noch ein bißchen sehn Wie's tut mit Leonoren stehn. Ich tu sie wohl unschuldig schätzen Der Pfaff kann nichts als prahlen und schwätzen Da kommt sie eben recht herein Jungfrau! sie scheint betrübt zu sein
Leonore
Mir ists im Herzen weh und bange Mein Bräutigam der bleibt solange.
Hauptmann
Liebt ihr ihn denn allein so sehr?
Leonore
Ohn ihn möcht ich nicht leben mehr
Hauptmann
Der Pater euch ja hofieren tut
Leonore
Ach ja das ist wohl alles gut Aber gegen meinen Bräutigam Ist der Herr Pater nur ein Schwamm.
Hauptmann
Ich furcht, es wird ein Hurry geben Wenn der Hauptmann hört euer Leben.
Leonore
Ach nein, denn ich ihm schwören kann Denke nicht dran, der Pfaff sei Mann Und ich dem Hauptmann eigen bin Von ganzem Herzen und ganzem Sinn
Hauptmann
(wirft Perücke und Bart weg und entdeckt sich) So komme denn an meine Brust O Liebe, meines Herzens Lust
Leonore
Ists möglich? ach ich glaub es kaum. Die himmlisch Freuden ist ein Traum
Hauptmann
O Leonor', bist treu genug Wärst du gewesen auch so klug Leonore Ich bin ganz ohne Schuld und Sünd
Hauptmann
Das weiß ich wohl mein liebes Kind Die Kerls sind vom Teufel besessen Schnopern herum an allen Essen Lecken den Weiblein die Ellenbogen Stellen sich gar zu wohlerzogen Nisten sich ein mit Schmeicheln und Lügen Wie Filzlaus, sind nicht heraus zu kriegen Aber ich hab ihn prostituiert Der Nachbar hat ihn hinausgeführt Wo die Schwein' auf die Weide gehn Da mag er bekehren und lehren schön.
Nachbar Würzkrämer kommt lachend außer Atem
Gott grüß euch edles junges Paar! Der Pfaff ist rasend ganz und gar Läuft wie wütig hinter mir drein Ich führt' ihn draußen zu den Schwein' Sperrt Maul und Augen auf der Matz Als ich ihm sagt', er wär' am Platz. Er sah sie redten durch die Nasen Hätten Bäuche sehr aufgeblasen Wären unfreundlich grob und lüderlich Schnauzten und bissen sich unbrüderlich Lebten ohne Religion und Gott Und Ordnung wie ein Studentenrott Möcht sie nun machen all honett Und die frömmst' nehmen mit zu Bett.
Hauptmann
Tat er darauf wacker rasen?
Würzkrämer
Viel Fluch und Schimpf aus 'em Rachen blasen Da kommt er ja gelaufen schon.
Pfaff
(außer Atem) Wo hat der Teufel den Cujon? erschrickt, da er den Hauptmann sieht
Hauptmann
Herr Pfaff! erkennt er nun die Schlingen? Sollt ihm wohl noch ein Gratias singen. Doch mag er frei seiner Wege gahn Nur hör' er noch zwei Wörtgen an. Er meint, die Welt könnt nicht bestehen Wenn er nicht tat drauf herumhergehen Bildt sich ein wunderliche Streich Von seinem himmlisch geistgen Reich Meint, er wolle die Welt verbessern Ihre Glückseligkeit vergrößern Und lebt ein jedes doch fort an So übel und so gut es kann. Er denkt, er trägt die Welt aufm Rücken Fang' er uns nur einweil die Mücken! Aber da ist nichts recht und gut Als was Herr Pater selber tut. Tat gerne eine Stadt abbrennen Weil er sie nicht hat bauen können Findts verflucht, daß ohn' ihn zu fragen Die Sonne sich auf und ab kann wagen Doch Herr! damit er uns beweist Daß ohne ihn die Erde reißt Zusammen stürzen Berg und Tal Probier' ers nur und sterb er einmal Und wenn davon auf der ganzen Welt Ein Schweinstall nur zusammen fällt So erklär' ich ihn für einen Propheten Will ihn mit all meinem Haus' anbeten.
der Pfaff zieht ab
Hauptmann
Und du geliebtes Lorchen mein Warst gleich einem Wickelkindelein Das schreit nach Brei und Suppe lang Des wird der Mutter angst und bang Ihr Brei ist noch nicht gar und recht Drum nimmt sie schnell ein Lümpgen schlecht Und kaut ein Zuckerbrot hinein Und steckt's dem Kind' ins Mündelein. Da saugts und zutscht denn um sein Leben Will ihm aber keine Sättigung geben Es zieht erst allen Zucker aus Und speit den Lumpen wieder aus. So laßt uns denn den Schnacken belachen Und gleich von Herzen Hochzeit machen. Ihr Jungfrauen, laßt euch nimmer küssen Von Pfaffen die sonst nichts wollen noch wissen Denn wer möcht' einen zu Tische laden Auf den bloßen Geruch von einem Braten? Es gehört zu jeglichem Sakrament Geistlicher Anfang, leiblich Mittel, fleischlich
END.