Hildegard Knef
Ich Brauch’ Ein Rettungsboot
Es gibt Tage da fällt mir
Jedes Denken furchtbar schwer
Meine Welt kommt mir vor
Wie ein tiefes kaltes Meer
Find ich endlich mal ein Ufer
Packt mich meist der Übermut
Aber mitten in der Stimmung
Bricht mit Sicherheit die Flut
Von den gierig fetten Wogen
Auf den Meeresgrund gezogen
Lieg ich da und schnapp nach Luft
Die Erkenntnis unter Wasser
Macht die Seele nur noch nasser
Und der Hilferuf verpufft
Ich brauch ein Rettungsboot für meine Seele
Denn sie ist immer in Gefahr
Wann der nächste Sturm ausbricht
Weiß ich heute zwar noch nicht
Das kann morgen sein und erst in einem Jahr
Ich brauch ein Rettungsboot für meine Seele
Sie schwimmt sowenig wie ein Stein
Weil die Sicherheit besteht
Dass sie grausam untergeht
Brauch ich ein Rettungsboot
Doch seefest muss es sein
Hat der Mensch mal schlechte Laune
Weil ihm irgendwas misslingt
Ist es allzu oft ein Grund
Dass er ein paar Gläser trinkt
Wehe dem ich mach's genauso
Kommt der Kater hinterher
Und ich leide nächsten Morgen
Mit Gewissheit noch viel mehr
Denn der Rest von gutem Willen
Starb in anderthalb Promillen
Den man still zu Grabe trägt
Des Alleinseins ganzen Jammer
Spürt man in der linken Kammer
Wo das Herz zum Halse schlägt
Ich brauch ein Rettungsboot für meine Seele
Denn sie ist immer in Gefahr
Wann der nächste Sturm ausbricht
Weiß ich heute zwar noch nicht
Das kann morgen sein und erst in einem Jahr
Steht mir das Wasser mal bis zur Kehle
Dann ist es meistens schon zu spät
Und der Weisheit letzter Schluss
Der sich daraus folgern muss
Ich brauch ein Rettungsboot das niemals untergeht